RWE erwägt nationale Gasreserve zur Energiesicherheit

Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender von RWE, bringt die Idee einer Erdgas-Notfallreserve ins Gespräch – analog zur strategischen Ölreserve Deutschlands.

09.10.25 15:50 Uhr | 764 mal gelesen

RWE-Chef Markus Krebber hat etwas aufgeworfen, was sich wie eine Mischung aus Sicherheitsnetz und Versicherungsmodell für die Energieversorgung anhört. Zitat aus dem 'Focus': "Die Energieversorgung darf nicht auf Kante genäht sein. Es braucht Reserven – auch bei Gas." Der Gedanke, dass irgendwo ein technischer Defekt auftritt – eine unterwartet stotternde Leitung aus Norwegen oder ein Terminal, das einfach plattmacht –, ist plötzlich gar nicht mehr so abwegig. Klar, Berichte zur Gasversorgung wie es sie für Strom längst gibt, das könnte helfen. Noch schlummert gut drei Viertel des Speichervolumens in den deutschen Gasspeichern, laut Initiative Energien Speichern (Ines) ist das für einen typischen Winter erstmal beruhigend. Im Hinterkopf bleibt trotzdem Krebbers Mahnung: Ohne echte Reserve könnte das sprichwörtliche letzte Hemd bald wortwörtlich werden, wenn mal was schiefläuft. Sein Plädoyer für eine strategische Lösung schwingt durch den Raum: eine „Gasbank“, die im Notfall einspringt, so wie die Ölreserve seit Jahren Unabhängigkeit symbolisiert. Gleichzeitig schlägt er Alarm, was die schleppende Umsetzung der Kraftwerksstrategie betrifft. 2030 ist als politisch ambitionierte Zielmarke vermutlich schon passé, wenn es um relevante Mengen an neuer Kraftwerksleistung geht. Krebber hofft dennoch, dass RWE bis dahin wenigstens ein Gaskraftwerk ans Netz bringen kann. Für den Rest des Landes – das zieht sich vermutlich noch ein paar Jahre hin. Warten und Hoffen reichen hier aber nicht, so sein Appell, sonst wird’s nichts mit der viel zitierten Versorgungssicherheit.

RWE fordert eine nationale Erdgasreserve, um Engpässe infolge technischer Ausfälle oder geopolitischer Spannungen zu überbrücken – besonders im Hinblick auf die Unsicherheiten durch den Wegfall russischer Gasimporte sowie neue Abhängigkeiten von norwegischem und LNG-Gas. Die aktuelle Debatte über die Gasspeicher-Füllstände zeigt einmal mehr, dass die Energiewende und der Kraftwerksneubau – beispielsweise für flexible Gaskraftwerke als Brückentechnologie – ins Stocken geraten sind. Kritische Stimmen aus der Energiebranche, etwa aus der Süddeutschen Zeitung (siehe unten), verweisen darauf, dass langfristige Planung, Versorgungstransparenz und staatsnahe Steuerung künftig wichtiger werden könnten. Seit Anfang 2024 wird in Deutschland intensiv darüber diskutiert, wie die Energiesicherheit in Krisenzeiten auch ohne russisches Pipelinegas gewährleistet werden kann. In anderen Ländern, etwa Frankreichs Reservekonzepten oder Großbritanniens Speicherinfrastruktur, sucht Deutschland bereits Anregungen. Kurzfristig bleibt offen, wie schnell Politik und Wirtschaft tatsächlich liefern können – während Gasspeicher zwar für einen durchschnittlichen Winter ausreichen, könnten besonders kalte Temperaturen oder externe Schocks das System vor neue Herausforderungen stellen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. In einem ausführlichen Artikel beleuchtet die Süddeutsche Zeitung die laufenden Diskussionen über eine nationale Gasreserve in Deutschland: Experten warnen vor Versorgungsengpässen, falls geopolitische Krisen eskalieren oder LNG-Lieferungen ausfallen. Die Bundesregierung wird aufgefordert, stärker als bisher strategische Vorkehrungen zu treffen, während Unternehmen wie RWE gezielte Investitionen in neue, flexiblere Speichertechnologien anmahnen. Die Debatte verdeutlicht, wie sehr Klima- und Sicherheitspolitik mittlerweile miteinander verknüpft sind (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

2. Der Spiegel analysiert in einer aktuellen Reportage die Versäumnisse der letzten Jahre beim Ausbau der Speicherkapazitäten und gibt Einblicke, wie sich europäische Länder gegenseitig beim Gashandel absichern. Dabei zeigen Vergleiche mit Ländern wie Frankreich und Großbritannien, dass Deutschland gerade erst am Anfang einer umfassenderen Energiekrisenstrategie steht. Trotz vollarer Speicher bleibt das Restrisiko für Ausfälle hoch – und die öffentliche Debatte teils von Unsicherheiten und parteipolitischem Gezänk geprägt (Quelle: Der Spiegel).

3. Auf Zeit Online wird das Problem der schleppenden Kraftwerksstrategie und fehlenden konkreten Fahrplänen für flexible Kraftwerksneubauten diskutiert. RWE und andere Energieunternehmen fordern erstmals rechtlich verbindliche Zusagen vom Staat, um Investitionen abzusichern, während Politik und Wirtschaft offenbar noch um die künftige Rolle von Gas- versus Erneuerbaren-Kraftwerken ringen. Die Folge: Ein tatsächlicher Engpass droht erst in einigen Jahren, könnte dann aber politische und wirtschaftliche Schockwellen auslösen (Quelle: Zeit Online).

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