Familienunternehmer rudern zurück: Nach AfD-Annäherung Lob von Politik

Nach dem Rückzieher der Familienunternehmer gegenüber der AfD äußern sich CDU und SPD erleichtert und begrüßen das klärende Bekenntnis der Wirtschaft zum demokratischen Konsens.

heute 06:51 Uhr | 22 mal gelesen

Manchmal genügt schon die leise Ahnung von Mitgliederschwund oder ein Loch in der Kasse, um Bewegung in eingefahrene Verbände zu bringen. "Drohender Mitglieder- und Einnahmeverlust wirkt offenbar doch", kommentiert Dennis Radtke, Chef der Arbeitnehmergruppe in der CDU, im Gespräch mit dem 'Handelsblatt'. Ob der Umschwung des Unternehmerverbands wirklich dauerhaft und glaubwürdig bleibt, sei aber letztlich etwas, das nur die Unternehmen selbst beurteilen könnten. Der Applaus von Radtke klingt dabei ehrlich, ist aber auch von einer Prise Skepsis durchzogen – immerhin geht es hier um das Bekenntnis gegen eine Partei, die für viele demokratische Kräfte jenseits des rechten Randes ein rotes Tuch ist. Auch Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) zeigt sich erleichtert über das deutlichere Nein der Familienunternehmer zur AfD. Zur Erinnerung: Die Verbandsspitze hatte mit ihrer Einladung von AfD-Abgeordneten an einen parlamentarischen Empfang für mächtig Wirbel gesorgt. Rückblickend nennt Maier das einen gravierenden Fehltritt – gerade weil so einer "Normalisierung" der Rechtsaußen-Partei Vorschub geleistet worden wäre. Die Korrektur durch die Mitglieder liest er hingegen als Signal: Das deutsche Unternehmertum will offensichtlich nicht mit völkisch-nationalistischen Strömungen in einen Topf geworfen werden, gerade weil Weltoffenheit und demokratische Prinzipien zentrale Bestandteile des wirtschaftlichen Erfolgs seien. Interessant am Rande: Maier wünscht sich, dass jetzt auch die Kammern – zum Beispiel die Industrie- und Handelskammern in Thüringen – ein klares Statement gegen die AfD abgeben. Nicht alle trauen sich das, wie es scheint; manche argumentieren mit parteipolitischer Neutralität. Sogar Gesprächsangebote mit AfD-Politikern sind kein Tabu. Und das, obwohl die AfD, wie Maier betont, mit ihrer Anti-Euro-Haltung gerade dem exportorientierten Mittelstand, besonders in Thüringen, das Leben schwer machen könnte. Der eigentliche Auslöser des Ganzen: Der Verband der Familienunternehmer hatte zur Prüfung seiner Position zum Umgang mit der AfD offiziell aufgerufen. Ursprünglich war die Einladung an die AfD zu einem parlamentarischen Abend dazu gedacht, die wirtschaftsfeindlichen Teile ihres Programms zu kritisieren. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung blieb hängen, dass die Partei eingeladen war – das Narrativ hatte sich verselbständigt. Jetzt gibt die Verbandsführung zu: Das war ein Fehler. Ein Stück Selbstkritik, das man Verbänden nicht alle Tage abtrotzen kann. In Zukunft will man sich andere Formen des kritischen Austauschs suchen, ohne riskante Missverständnisse bei der Abgrenzung.

Der Verband der Familienunternehmer hat nach Kritik aus Politik und eigener Mitgliedschaft seine Haltung zur AfD revidiert, was von CDU und SPD begrüßt wurde. Der Schritt erfolgte offenbar auch aus Sorge um Zustimmung und Beiträge der Mitglieder, insbesondere nach öffentlicher Kritik an der Einladung von AfD-Abgeordneten zu einem Verbandsereignis. In aktuellen Berichten anderer Medien wird der Rückzieher als Signal gegen rechte Normalisierung und zur Verteidigung demokratischer Werte in der Wirtschaft gewertet; zugleich gibt es Forderungen an weitere Wirtschaftsorganisationen, sich ebenfalls unmissverständlich von der AfD abzugrenzen. Neuere Medienbeiträge beleuchten dabei auch die Spannung zwischen politischer Neutralitätspflicht und gesellschaftlicher Verantwortung in Verbänden und Kammern. Laut taz, ZEIT und FAZ bleibt das Thema politische Haltung in der Wirtschaft angesichts aktueller Wahlerfolge der AfD und gesellschaftlichem Druck weiterhin hochaktuell.

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