Mal ehrlich: Wer hätte gedacht, dass der Umbau eines deutschen Stahlgiganten derart ins Geld geht? Ganz offen plauderte Marie Jaroni gegenüber der FAZ erstmals aus, dass die Restrukturierung von Thyssenkrupp Steel "im mittleren dreistelligen Millionenbereich" landet. Der Schnitt geht tief – tausende Jobs stehen zur Disposition (eigentlich eine Zahl, bei der Gartenfreunde normalerweise erstmal tief Luft holen würden). Von Altersteilzeit bis Freiwilligenprogramme: das übliche Paket, bekannt aus Sanierungskrimis der deutschen Industriegeschichte. Aber immerhin – betriebsbedingte Kündigungen will man konsequent vermeiden. Der Haken? Keiner weiß exakt, wie viele Kolleginnen und Kollegen tatsächlich auf eines der Angebote anspringen.
Während dieser monetäre Kraftakt läuft, gibt's noch ganz andere Baustellen. Der Mutterkonzern in Essen – dem Geschäftsmann wortwörtlich näher als dem Stahl – schiebt Milliarden für den Neustart rüber; finanziert ist das Ganze erstmal bis 2030. Über die gewaltigen Pensionsverpflichtungen von rund 2,6 Milliarden Euro hüllen sich die Verantwortlichen allerdings in beharrliches Schweigen – Details geheim, Tarifvertrag gesichert. Trotz der Einigung rund um die Sanierungsmaßnahmen bleibt die Frage nach der Zukunft der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) spannend wie ein Krimi: HKM könnte verkauft oder komplett dichtgemacht werden, 3.000 Arbeitsplätze sind davon berührt, rund die Hälfte davon bereits im Sparpaket einkalkuliert.
Ein offener Brief des Betriebsrats sorgte noch zusätzlich für Irritation – anscheinend gibt es Bewegung in den Gesprächen mit Salzgitter und Vallourec, aber niemand legt gern alle Karten offen auf den Tisch. Jaroni zeigt sich jedenfalls überrascht vom Timing. Sie betont: Öffentlich wird nicht verhandelt, am Ende entscheidet der kühle Blick auf die Wirtschaftlichkeit und, so ein wenig leise Hoffnung schwingt mit, auf eine zukunftsfähige Lösung für alle. Die Dramatik der Lage will sie nicht kleinreden: In den letzten fünf Jahren habe man satte fünf Milliarden Euro verbrannt. Ohne entschlossene Kehrtwende? Geht der Laden mittelfristig den Bach runter. Ein Hoffnungsschimmer bleibt die im Bau befindliche, klimafreundliche Stahlproduktion – mit sattem staatlichen Zuschuss. Aber: auch dort müssen die Zeitpläne nachjustiert werden. Kein "Stuttgart 21", so Jaroni, aber man merkt schon – ganz ohne Komplikationen läuft's eben auch im Stahl nicht.
Das aktuelle Restrukturierungsprogramm bei Thyssenkrupp Steel ist Teil eines tiefgreifenden Transformationsprozesses, der den Konzern durch digitale Innovationen und klimafreundlichere Produktionsmethoden international wettbewerbsfähig machen soll. Die Zukunft der Hüttenwerke Krupp Mannesmann bleibt ungewiss, da deren Umbau oder Verkauf nicht nur ökonomische, sondern auch industriepolitische Schwingungen bringt, zumal sich die deutschen und europäischen Stahlmärkte insgesamt im Wandel befinden – Haupttreiber sind dabei der internationale Preisdruck und die Anforderungen des Green Deal der EU. Neben den Entlassungen und Änderungen bei den Arbeitsplätzen steht Thyssenkrupp exemplarisch für den enormen Balanceakt traditioneller Industrieunternehmen: zwischen wirtschaftlichem Überleben, sozialer Verantwortung und der Notwendigkeit, die klimafreundliche Transformation rechtzeitig zu meistern.