Was fast wie eine politische Nebensache anmutet, ist tatsächlich ein echter Schritt: Brüssel hat sich auf ein verbindliches Verbot für Gasimporte aus Russland geeinigt – sowohl was Flüssiggas angeht als auch Pipeline-Gas. In der Sache wurden Details zwischen den großen EU-Playern ausdiskutiert, das Ergebnis wurde diesen Mittwoch veröffentlicht. Die Neuregelung ist kein schneller Schnitt, sondern läuft in klar definierten Etappen ab: Für kurzfristige Lieferverträge endet das russische Gaskapitel je nach Abschlussdatum entweder im Frühjahr oder Frühsommer 2026. LNG-Lieferungen dürfen ab Ende April 2026 nicht mehr aus Russland kommen, Pipeline-Gas noch bis Mitte Juni. Sind es jedoch langfristige Deals, fällt der Hammer erst Anfang 2027 für Flüssiggas, während Pipeline-Gas spätestens zum November 2027 Geschichte sein soll. "Kleine Vertragsfriseure" sind übrigens erlaubt, solange sie nur der Technik dienen und nicht dazu, plötzlich wieder mehr Gas zu importieren. Außerdem verlangt Brüssel von jedem Mitgliedstaat, bis dahin einen eigenen Diversifizierungs-Plan vorzulegen – wie ein Rezept für die Gasunabhängigkeit, auch für die Länder, die mit russischem Öl noch nicht abgeschlossen haben. Wichtig: Die EU-Kommission blickt spätestens zwei Jahre nach Inkrafttreten noch mal kritisch drauf, ob die Maßnahmen auch tatsächlich greifen. Man könnte sich fragen, ob die Zeit reicht – denn die realen Umstellungen in den Mitgliedsländern dürften alles andere als reibungslos verlaufen. Aber zumindest der politische Wille ist jetzt sehr klar.
Mit dem jetzt beschlossenen Ausstiegsplan will die EU nicht nur ein klares Signal gegenüber Russland setzen, sondern auch die eigene Energieunabhängigkeit stärken. Analysten und Kommentatoren sind sich jedoch uneins, ob bis 2027 tatsächlich alle Mitgliedsstaaten gänzlich ohne russisches Gas auskommen, denn die Infrastruktur und Alternativen sind in vielen Ländern nach wie vor lückenhaft. Zusätzlich wird diskutiert, wie sich die Marktpreise und Beziehungen zu neuen Lieferanten, etwa aus den USA, Katar oder Norwegen, verändern könnten. Neue Meldungen berichten außerdem von wachsendem Umstellungsdruck auf Industrie und Verbraucher, häufig gepaart mit Ängsten vor steigenden Energiepreisen. Einige EU-Länder, allen voran Deutschland, müssen jetzt rasch in Speicher, Erneuerbare und Importterminals investieren. Laut taz und anderen aktuellen Medienberichten wird das Thema besonders in Verbindung mit der deutschen Standortdebatte, Spannungen im Osten der EU und der geopolitischen Neuausrichtung energisch diskutiert.