DHL bemängelt zu geringe Portoanhebung

DHL zeigt sich unzufrieden mit der aktuellen Portoerhöhung und hält sie für nicht ausreichend, um die Herausforderungen des Brief- und Paketsektors zu bewältigen.

heute 00:03 Uhr | 15 mal gelesen

Tobias Meyer, der Vorstandsvorsitzende der DHL Group, äußerte sich gegenüber den Zeitungen "Rheinische Post" und "Bonner General-Anzeiger" deutlich: "Allein auf niedrige Portogebühren zu setzen und die Regulierung stetig zu verschärfen, gefährdet den privat finanzierten, flächendeckenden Universaldienst." Meyer verweist unter anderem auf Dänemark, wo das allgemeine Postangebot schon eingestellt wurde. Innerhalb Deutschlands reiche das angepeilte operative Ergebnis von etwa einer Milliarde Euro nicht aus – laut Meyer müssten es rund 1,3 Milliarden Euro jährlich sein, um den nötigen Umbau inklusive neuer Standorte und notwendiger Investitionen zu stemmen. Durch die aktuellen Vorgaben sei das jedoch kaum machbar und stehe im Widerspruch zu den Zielen des neuen Postgesetzes. Zuschläge während starker Versandzeiten wie zur Weihnachtszeit hält Meyer für unverzichtbar: Nur so könne das Logistiknetz kostspielig genug ausgebaut werden, dass es auch bei starkem Andrang reibungslos funktioniere. Die zusätzlichen Ausgaben dafür sollen auch weiterhin von den Unternehmen getragen werden, die gerade in Spitzenzeiten besonders viele Pakete verschicken. Von Ausnahmen für kleinere Versandhändler hält er wenig, weil das juristisch zum Risiko werden könnte.

DHL spricht sich gegen die zu niedrig ausgefallene Portoerhöhung aus und kritisiert die aktuelle Regulierungspraxis als zu restriktiv, um Investitionen in das Postnetz langfristig zu sichern. Vorstandschef Meyer fordert einen höheren operativen Gewinn, um den privatwirtschaftlichen Universaldienst flächendeckend aufrechterhalten zu können – andernfalls drohe ein ähnliches Schicksal wie in Dänemark, wo der universelle Postdienst bereits Geschichte ist. Besonders während Hochphasen sollen Großversender weiterhin Zuschläge zahlen, Ausnahmen für kleinere Händler sieht Meyer als problematisch an. In den letzten 48 Stunden zeigen mehrere Medienberichte ähnliches Unbehagen in der Branche: Aufgrund der stark veränderten Postgewohnheiten (mehr Pakete, weniger Briefe) kämpfen viele Logistiker in Europa mit gestiegenen Kosten, neuen Investitionsanforderungen und verschärften Erwartungen der Verbraucher nach schnellerem, nachhaltigerem Versand. Dazu kommen Unsicherheiten über die weitere Liberalisierung und Digitalisierung des Marktes, die traditionell staatlich regulierte Dienste unter Druck setzt. In Deutschland wird auch über einen möglichen Systemwechsel diskutiert, bei dem sich enorme Unterschiede in Erreichbarkeit und Servicequalität zwischen Stadt und Land ergeben könnten.

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