Wann sind eigentlich Warnungen nur noch Rauschen? In Nordrhein-Westfalen heult jedenfalls gerade wieder die Sirene: Laut Johannes Pöttering, dem Hauptgeschäftsführer der Unternehmer NRW, gehen allein in der Metall- und Elektrobranche Monat für Monat rund 2.100 Jobs flöten. Da blutet nicht nur der Arbeitsmarkt, sondern – und das sagt man selten so offen – auch die Kassen von Staat und Sozialversicherung, denn diese Stellen waren bislang auch gut bezahlt: 65.000 Euro im Schnitt, immerhin.
Er fügt hinzu, dass es in vielen Bereichen der Industrie schon ziemlich düster aussieht: Die chemische Branche fährt aktuell mit schlapper 70-Prozent-Auslastung – vom früheren Hochgefühlen kann da kaum die Rede sein. Besonders krass: Im Vergleich zu vor fünf Jahren ist die Produktion in Metall und Elektro um mehr als ein Fünftel zurückgegangen. Kein Wunder also, dass Pöttering warnt, die nächsten Jobkürzungen könnten gerade erst anfangen, wobei vielleicht zu oft der „Personalüberhang“ als Grund herhalten muss.
Was tun? Der Verband verlangt jetzt Druck von oben – konkret vom Bund und von der Landesregierung. Zu teuerer Strom, eine Steuerpolitik, bei der Unternehmer wohl die Stirn in Falten legen, knapp bemessene Arbeitszeiten und dann noch Bürokratie, die sich wie ein zäher Brei überall hinzieht: Das sind aus Sicht von Unternehmer NRW die Probleme, die jetzt dringend an die Wurzel müssten. Kurz gesagt: Wenn sich hier nichts tut, war das wohl erst der Anfang.
Die Industrieverbände in Nordrhein-Westfalen schlagen Alarm wegen eines dramatischen Arbeitsplatzverlusts vor allem in Metall, Elektro und Chemie. Während Unternehmen mit hohen Energiekosten, komplexen Auflagen und international unvorteilhaften Rahmenbedingungen kämpfen, droht in klassischen Industriezweigen ein Abbau gut bezahlter Stellen, was auch Steuereinnahmen und Sozialbeiträge verringert. Neue Recherchen zeigen, dass die Herausforderungen noch komplexer sind: Neben der Unsicherheit durch die globale Lage und rückläufigen Investitionen gibt es wachsende Konkurrenz durch Energie-Subventionen im Ausland; laufende Tarifgespräche in mehreren Betrieben zeigen, dass selbst Betriebsräte keine schnellen Lösungen sehen. Der Ruf nach einer politischen Kehrtwende wird auch von anderen Wirtschaftsakteuren lauter, während Branchen wie Chemie und Metall inzwischen auf Kurzarbeit umsteigen oder Produktion drosseln. Ein wachsender Teil der Unternehmen denkt sogar laut über Abwanderung nach – einzelne Großbetriebe treffen bereits konkrete Standortentscheidungen und verzichten auf Ausbaupläne.