Die Gewerkschaft fordert jedenfalls ein klares Votum für die ursprüngliche, schärfere Fassung. Die massive Einschränkung auf Unternehmen ab 5.000 Mitarbeitenden und 1,5 Milliarden Umsatz würde viele Firmen schlicht aus der Verantwortung entlassen – ein ziemlich durchschaubarer Trick, der gerade in Deutschland die meisten bisher Verpflichteten aus dem Geltungsbereich schubst. Auch für Werneke und seine Mitstreitenden ist klar: Verfahrenstechnische Schlupflöcher und Minimalauslegungen, wie nur die direkten Zulieferer zu betrachten, führen dazu, dass die Richtlinie am Ende ein zahnloser Tiger ist. Und den braucht niemand – jedenfalls nicht, wenn es darum geht, echte Verbesserungen in den globalen Lieferketten zu erreichen.
Der aktuelle Streit um die EU-Lieferkettenrichtlinie entflammt, weil die konservative EVP-Fraktion politische Zugeständnisse an rechte Parteien in Erwägung zieht – für Verdi ein Schritt, der weitreichende Folgen für moralische Standards und Arbeitsrechte haben könnte. Kern des Problems: Die Richtlinie soll so aufgeweicht werden, dass sie nur noch für einen Bruchteil der Unternehmen greift, wodurch die ursprüngliche Intention – mehr Transparenz und Verantwortung in weltweiten Lieferketten – im Sande verlaufen würde. Hintergrundrecherche zeigt, dass Unternehmen, Menschenrechtsorganisationen und auch Entwicklungsländer mit großem Interesse auf Brüssel schauen, während verschiedene Parlamentarier versuchen, die Balance zwischen Bürokratieabbau, wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Verantwortung zu finden. Laut Recherchen der letzten 48 Stunden widmen sich viele Medien der brisanten EU-Debatte: - Der "Spiegel" analysiert die politischen Zankereien rund um das Lieferkettengesetz und hebt hervor, wie deutsche Großunternehmen und Verbände auf die Lockerungen drängen, während NGOs und Gewerkschaften die Gefahr einer massiven Verwässerung betonen. - Die "taz" berichtet über den Widerstand kleinerer EU-Mitglieder, die befürchten, im globalen Wettbewerb durch strengere Richtlinien benachteiligt zu werden, und sieht darin einen Beleg für die Fragmentierung europäischer Integrationsbemühungen. - Bei "Zeit Online" steht die ethische Dimension im Mittelpunkt: Dort kommen Opfer von Ausbeutung zu Wort und beschreiben, wie europäische Entscheidungen über die Einhaltung grundlegender Rechte im globalen Süden mitentscheiden. Die Lage bleibt bis zur Abstimmung dynamisch – ob das Parlament Rückgrat zeigt oder der politischen Kurzfrist-Taktik nachgibt, ist noch unklar.
Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema
Der Spiegel berichtet ausführlich über das politische Ringen um die EU-Lieferkettenregulierung und wirft einen Blick auf die teils hitzigen Debatten unter den EU-Mitgliedern: Während Industrieverbände vor bürokratischer Überlastung warnen, fordern Gewerkschaften schärfere Standards, und beide Seiten mobilisieren massiv für ihre Position (Quelle: Der Spiegel).
Die taz schildert, wie osteuropäische und südliche EU-Staaten sich gegen die Verschärfung der Richtlinie stemmen, da sie Wettbewerbsnachteile für heimische Unternehmen befürchten – gleichzeitig dokumentiert sie aber auch das Ringen vieler Abgeordneter um glaubhafte und menschenrechtsbasierte Lieferkettenregelungen (Quelle: taz).
Zeit Online lässt Betroffene von Kinderarbeit und Umweltzerstörung in globalen Lieferketten zu Wort kommen, die auf verbindliche EU-Regeln hoffen – und unterstreicht, dass die parlamentarische Entscheidung weitreichende soziale und ökologische Folgen für den globalen Süden haben wird (Quelle: Zeit Online).