Großangelegte Umstrukturierung im Auswärtigen Amt angekündigt

Außenminister Johann Wadephul (CDU) läutet eine der größten Reformen des Auswärtigen Amtes seit Langem ein – das Ministerium soll moderner, effizienter und klarer an deutschen wie europäischen Interessen orientiert werden.

heute 15:42 Uhr | 123 mal gelesen

Da bahnt sich was an: Das Auswärtige Amt steht offenbar vor einer umfassenden Neuorganisation. Und diesmal ist es keine kleine kosmetische Korrektur, sondern ein echter Umbau – mit durchaus weitreichenden Konsequenzen. Nach Berichten der FAZ sollen Abteilungen umgestaltet, einige komplett gestrichen und vor allem die Länderreferate deutlich gestärkt werden. Was dahintersteht? Wadephul und sein Team meinen, der Fokus müsse noch entschiedener auf das Wohl und die Ziele Deutschlands und Europas ausgerichtet werden – gerade in einer Zeit, die, gelinde gesagt, ziemlich anspruchsvoll ist. Der Minister selbst sprach von nichts weniger als einer grundlegenden Modernisierung des Auswärtigen Dienstes. In einem Video an die Belegschaft erwähnte er auch die Nervosität angesichts solcher Veränderungen – wer kennt sie nicht? „Ohne Wandel geht es nicht“, so sinngemäß. Besonders auffällig: Die Referate, die sich einzelnen Ländern widmen, bekommen ein deutlich größeres Handlungsspiel – sie dürfen künftig sämtliche außenpolitischen Mittel nutzen, von Kulturkooperation bis Stabilisierungshilfen. Kurios gewissermaßen: Die bisherige Krisenpräventions-Abteilung (genannt Abteilung S) wird komplett aufgelöst. Ihre Aufgaben landen in neuen, regional neu organisierten Länderabteilungen, unterteilt in Europa, Amerika, Asien/Pazifik, Naher und Mittlerer Osten/Afrika. Die Abteilung für Europa wird ausgebaut und bündelt ab jetzt alle Staaten des Kontinents, inklusive Ukraine und Russland. Letztere fielen bislang in eine gesonderte „Politische Abteilung 2“, die nun auf Sicherheitspolitik umgestellt wird. Thema Sicherheit – dazu gehört dann alles von Deutschlands Engagement in NATO, EU und OSZE über Rüstungskontrolle bis Cyber-Defence. Die Uhr tickt: Bis zum allgemeinen Versetzungsdatum im kommenden Sommer muss die Sache stehen. Ganz nebenbei steht das Haus noch unter Sparzwang: Bis 2029 werden rund 570 Stellen gestrichen. Keine einfachen Jahre, aber vielleicht braucht es solche Brüche, um nicht altbacken zu werden.

Im Kern geht es bei der geplanten Reform des Auswärtigen Amtes um eine stärkere Ausrichtung an nationalen und europäischen Interessen sowie eine deutliche Modernisierung der Verwaltungsstrukturen. Zentral bleibt dabei die Aufwertung der Länderreferate, die künftig in ihrer bilateralen Arbeit auf mehr außenpolitische Ressourcen zugreifen können – inklusive Mittel für Kulturdiplomatie und direkte Hilfen. Gleichzeitig werden hierarchische und funktionale Doppelstrukturen abgebaut, ganze Abteilungen wie die für Krisenprävention ganz gestrichen, um Ressourcen zu bündeln und effizienter auf sicherheitspolitische Herausforderungen reagieren zu können. Das stellt die Mitarbeitenden vor enorme Anpassungsprozesse, zumal parallel ein deutlicher Personalabbau eingefordert wird. Interessanterweise gilt das nicht nur für Deutschland: Auch Außenministerien in anderen EU-Ländern suchen derzeit nach neuen Formen der internationalen Zusammenarbeit, die flexibler, digitaler und cross-funktionaler funktionieren. Erst kürzlich diskutierte etwa eine Konferenz in Brüssel die Frage, wie klassische Diplomatie im Zeitalter von Social Media und geopolitischer Unsicherheiten neu aufgestellt werden kann – ein Trend, der offenbar auch in Berlin angekommen ist.

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