Es gibt ja diese kleineren Diplomatie-Drama-Momente. Etwa die recht kurzfristige Absage einer China-Mission durch CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul – weil ranghohe Gesprächspartner in Peking fehlten. Gewissermaßen als Ersatz reiste dann Lars Klingbeil, Bundesfinanzminister und SPD-Mann, als erstes Regierungsmitglied der neuen Koalition nach China. Seine Gespräche zielten auf – Überraschung – Handelsthemen. Immerhin traf er mit He Lifeng einen Vizepremier, redete vom Spagat zwischen Konkurrenz und Zusammenarbeit. Am Ende dieser Gipfeltage, sagt Klingbeil, sei klar geworden: Beide Seiten wollen mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit und legen Wert auf Fairness im Handel.
Da Präsident Xi nicht erschienen war, blieb der chinesische Premier die höchste Kontaktperson für Merz. Ob solche Treffen mehr als Symbolik sind? Das bleibt – wie immer im internationalen Haifischbecken – ein bisschen offen.
Das Treffen zwischen Friedrich Merz und Li Qiang am Rande des G20-Gipfels unterstreicht die komplizierte, aber unausweichliche Beziehung zwischen Deutschland und China. Merz nutzte die Gelegenheit, um sowohl wirtschaftliche Themen als auch geopolitische Fragen wie den russischen Angriffskrieg anzusprechen – wenngleich diese Gespräche oftmals mehr als Sondierung denn als Durchbruch gewertet werden müssen. Auffällig bleibt, wie deutsche Politiker, hier Merz wie Klingbeil, Wert darauf legen, dass ein fairer Wettbewerb und gegenseitiger Respekt das Leitmotiv bleiben sollen – eine Forderung, die bislang oft an den harten Realitäten der Weltpolitik abgeprallt ist. Jüngste Berichte beleuchten zusätzlich, wie Deutschland sich zunehmend strategisch aufstellt, etwa durch die Diversifizierung von Lieferketten und die vorsichtige Annäherung an neue Märkte, ohne jedoch den Draht nach Peking zu kappen. Die außenpolitische Lage bleibt angespannt: In den Stunden nach dem Gipfel diskutierten Beobachter hitzig, welche Rolle China bei der Deeskalation globaler Krisen – speziell im Ukraine-Kontext – tatsächlich übernehmen könnte. Mehr und mehr wird klar, dass es nicht nur um Handelszahlen geht, sondern um eine Neuvermessung der Beziehungen, bei denen Vertrauen – oder zumindest eine Kultur des geregelten Streits – entscheidend sein wird.