Bundeswehr lockt Freiwillige – Unternehmen bangen um Fachkräfte

Wer ab sofort freiwillig für ein halbes Jahr oder länger zur Bundeswehr geht, kann mit 2.600 Euro monatlich rechnen – das lässt in deutschen Firmen die Alarmglocken schrillen.

heute 10:14 Uhr | 20 mal gelesen

Der Wettbewerb um junge Talente nimmt eine neue Wendung, seit die Bundeswehr nicht nur mit Patriotismus, sondern jetzt auch mit einem recht ordentlichen Sold um neue Freiwillige wirbt. 2.600 Euro im Monat – klingt erst einmal verlockend, gerade für jene, die zwischen Schulbank und Berufsstart stehen. Aber während Verteidigungsminister Pistorius eifrig Reformen plant, steigen in den Chefetagen der Wirtschaft die Sorgen. Achim Dercks, einer der Spitzenleute der DIHK, greift die Problematik offen auf: Es drohe ein Tauziehen zwischen Unternehmen und Bundeswehr um begehrte Fachkräfte, und spätestens wenn der Dienstpflicht-Gedanke wieder Fahrt aufnimmt, könnte das richtig brenzlig werden. Zwar sieht die Wirtschaft ein, dass die Bundeswehr sich modernisiert und attraktiver werden muss – aber bitteschön nicht auf Kosten der Betriebe, die ohnehin schon händeringend nach qualifiziertem Nachwuchs suchen. Was wäre, wenn es gelingt, Wehrdienst, Ausbildung und Erwerbstätigkeit stärker zu verzahnen? Dercks gibt zu bedenken, dass Fähigkeiten, Führerscheine oder spezielle Kurse, die bei der Truppe erworben werden, später auf dem Arbeitsmarkt Gold wert sein könnten. Auch Handwerks-Vertreter Holger Schwannecke fordert, das alles clever miteinander zu verzahnen: Praktische Kooperationen etwa, damit Ex-Soldaten schneller im Handwerk Fuß fassen können. Am Ende, so betonen beide, dürfte es auf einen Ausgleich hinauslaufen – sonst gewinnt vielleicht die Bundeswehr, aber die Wirtschaft könnte verlieren. Und ganz ehrlich: Die Zeiten, in denen der Wehrdienst ein Karrierekiller war, sind vorbei. Ob das reicht, um beide Seiten zufrieden zu stellen? Leicht wird das wohl kaum.

Die Diskussion um die geplanten Reformen der Bundeswehr bringt neue Dynamik in den Fachkräftemangel, unter dem viele deutsche Branchen ohnehin schon leiden. Die Bundeswehr bietet Freiwilligen nun spürbar bessere Konditionen, was die Sorge in der Wirtschaft auslöst, mehr junge Leute könnten den direkten Weg in Betriebe umgehen. Gleichzeitig gibt es aber auch Ansätze und Forderungen, die Potenziale in einer engeren Verzahnung von Wehrdienst, (Weiter-)Bildung und Arbeitsleben zu sehen. Viele Unternehmen fordern von der Politik jetzt klare Regeln und Kooperationsmodelle, damit Veteranen früher und besser in zivile Berufe integriert werden. Die Debatte ist auch deshalb so angespannt, weil angesichts geopolitischer Unsicherheiten wie etwa dem Ukraine-Krieg das Thema Wehrhaftigkeit (und damit auch Personalbedarf) in Deutschland wieder an Bedeutung gewinnt. In den Medien wurde zudem darüber berichtet, dass viele Jugendliche zwar Interesse an Sicherheit und Technik zeigen, aber zwischen Bundeswehr und privatem Arbeitsmarkt abwägen. Eine langfristige Lösung bleibt nicht einfach: Ohne Anreize für beide Seiten wird der Wettbewerb um Nachwuchs weitergehen.

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