Aktionstag für Lokaljournalismus: Zeitungen aus DACH-Ländern wollen junge Leser gewinnen

Lokalzeitungsverlage aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg wollen mit einem bundesweiten Aktionstag im Mai 2026 ihre Rolle in der digitalen Medienwelt stärken. Besonderes Augenmerk liegt auf jungen Zielgruppen und Werbepartnern. Neben Veranstaltungen werden auch digitale Kampagnen und Aktivitäten zum Mitmachen geplant.

15.10.25 13:05 Uhr | 36 mal gelesen

Es passiert nicht oft, dass Lokalzeitungen länderübergreifend an einem Strang ziehen, aber am 'Tag des Lokaljournalismus' soll eben dies gelingen. Der Termin ist auf den 5. Mai 2026 angesetzt und wird unterstützt von namhaften Verbänden wie dem BDZV, dem Schweizer Medienverband und dem Verband Österreichischer Zeitungen. Auch das Luxemburger Wort ist mit von der Partie. Im Grunde steht der Aktionstag unter zwei Vorzeichen: Zum einen geht es um die knifflige Aufgabe, jüngere Menschen und Familien wieder für lokale Nachrichten zu begeistern (ganz ehrlich, die Konkurrenz von TikTok & Co. ist heftig), zum anderen will man Werbekunden zeigen, wie modern und relevant Lokalmedien heute sein können. Was auffällt: Es bleibt nicht bei symbolischen Reden. Geplant sind Redaktionsbesuche, News-Camps für Jugendliche und 'Raus ins Leben-Events', bei denen Redakteur:innen direkt mit den Leuten reden. Markus Knall von Ippen.Media bringt es auf den Punkt: 'Überraschende Nähe und Zuhören sind Trümpfe des Lokaljournalismus.' Social Media und Veranstaltungen vor Ort bilden das Rückgrat der Kampagne. Meinolf Ellers (DRIVE) sieht die Gefahr, dass Lokaljournalismus im digitalen Rauschen untergeht, gerade bei jungen Leuten – und nimmt KI gleich mit ins Visier. Gleichzeitig schielt die Initiative18 darauf, dass Werbekunden wieder mehr auf Qualitätsumfelder setzen, denen die Nutzer vertrauen. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt, fällt der Aktionstag doch auf den Internationalen Weltkongress der INMA in Berlin, was zusätzliche Aufmerksamkeit bringen dürfte. Mit dabei sind große Verlagspartner wie Ippen.Media (u.a. Frankfurter Rundschau, Münchner Merkur), und DRIVE als Digital-Erlös-Projekt mit Dutzenden regionalen Titeln. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) wirkt als weiterer wichtiger Player im Hintergrund. Deren Leitbild ist: unabhängig, breit aufgestellt, international ausgerichtet. Bei alldem bleibt abzuwarten, ob die geplante Aktion tatsächlich die Nadel bewegt – oder doch wieder nur ein Strohfeuer im digitalen Sturm wird.

Das Konzept des 'Tags des Lokaljournalismus' ist eine breit angelegte Reaktion auf die Herausforderungen, denen lokale Medien im Informationszeitalter gegenüberstehen. Viele junge Menschen erreichen lokale Nachrichten fast ausschließlich über soziale Medien, die von Algorithmen geprägt und von künstlicher Intelligenz beeinflusst werden. Während der Aktionstag ein Zeichen für die Bedeutung von Lokaljournalismus setzt, gibt es verschiedene Meinungen über die Wirksamkeit: Einerseits werden echte Nähe, Community-Building und glaubwürdige Informationen als Kernstärken genannt, andererseits bleibt fraglich, ob ein einzelner Event nachhaltige Effekte erzeugen kann – die Branche braucht vermutlich einen längeren Atem. Immerhin zeigen ähnliche Projekte aus dem Ausland, dass Medienbildung und innovative Formate helfen können, junge Zielgruppen wieder zu erreichen (siehe DW und TheLocal). Aktuelle Branchendiskussionen, etwa auf Zeit oder FAZ, kreisen auch darum, wie lokale Medien ihren Platz neben Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube behaupten und gegen Fake News widerstandsfähig bleiben. Es wird entscheidend sein, dass dieser Aktionstag mehr ist als reine Marketingaktion, sondern ein Einstieg in dauerhafte Interaktion mit potenziellen Nachwuchslesern.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Im Rahmen einer aktuellen Analyse diskutiert die SZ die Gefahr, dass lokale Informationen durch fehlende personelle Ressourcen und die Konkurrenz durch große Plattformen zunehmend bedroht werden. Die Autor:innen fordern mehr politische Unterstützung und Flexibilität von Lokalzeitungen, um die Informationsvielfalt vor Ort langfristig zu sichern (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

In der FAZ wird beleuchtet, wie Lokalredaktionen zunehmend auf digitale Formate setzen, um mit ihren Communities in Kontakt zu treten und neue Erlösmodelle – etwa digitale Mitgliedschaften oder Newsletter – auszuprobieren. Kritisch wird betrachtet, ob damit die zurückgehenden Printauflagen aufgefangen werden können (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Auf Zeit Online geht ein Feature dem wachsenden Einfluss von Social Media auf, wie Kinder und Jugendliche mit Nachrichten umgehen. Es wird betont, wie wichtig digitale Medienbildung ist, damit lokale Nachrichten nicht von viralen Trends überlagert werden und ein Bewusstsein für Qualitätsjournalismus erhalten bleibt (Quelle: Die Zeit).

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