Dass im Petitionsausschuss des Bundestages bei Volksabstimmungen keine Harmonie herrscht, verwundert kaum, wenn man genauer hinschaut. Andreas Mattfeldt von der CDU/CSU-Faktion etwa macht deutlich, dass die Union in Sachen Volksabstimmungen ausgesprochen zurückhaltend sei; im Ausschuss selbst träfe man folglich keine gemeinsame Haltung, wie er sagt. Die SPD begegnet dem Thema eher mit Schulternzucken – man befasse sich derzeit sowieso nicht intensiv damit, betont deren Obfrau Daniela Rump. Manfred Schiller, der für die AfD spricht, hält Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild quasi für das Herzstück seiner Partei, sieht aber andererseits den Petitionsausschuss nicht in der Verantwortung, das Thema zu wuppen.
Corinna Rüffer (Grüne) sieht Chancen zur stärkeren Bürgerbeteiligung zwar in Volksentscheiden, richtet ihren Fokus aktuell allerdings auf die Weiterentwicklung des Petitionsverfahrens, um das Instrument schlagkräftiger zu machen. Verknüpfungen mit Bürgerräten könnten dabei eine spannende Brücke schlagen – gewissermaßen ein hybrides Modell aus direkter und repräsentativer Demokratie. Sören Pellmann von den Linken wiederum unterstreicht, dass Bürgerräte in politische Prozesse endlich ernsthaft einfließen müssten. Erst wenn die Meinung der Bürger auch konsequent in Handeln übersetzt würde, so Pellmann, könnten Verdrossenheit im politischen System und die vielzitierte Demokratiekrise vielleicht abgemildert werden. Und überhaupt: Dem einen oder anderen Abgeordneten merkt man an, dass mehr offene Gespräche und ab und zu ein Sprung ins kalte Wasser des direkten Dialogs der Demokratie durchaus guttun könnten.
Im Petitionsausschuss des Bundestags existiert ein buntes Spektrum an Haltungen zu Volksabstimmungen: Während Union und SPD eher skeptisch oder zurückhaltend sind und auf die begrenzte Rolle des Themas im Ausschuss verweisen, pocht die AfD auf direkte Demokratie nach Schweizer Muster. Die Grünen sowie die Linke zeigen sich aufgeschlossen für Instrumente wie Bürgerräte und betonen insgesamt die Notwendigkeit, Bürger stärker in politische Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Im Kontext aktueller Diskussionen um Demokratieverdrossenheit und sinkende Beteiligung bei Wahlen wird das Thema weiterhin kontrovers debattiert – einige Ausschussmitglieder sehen die Zukunft bürgernaher Politik in einer intelligenten Verknüpfung verschiedener Beteiligungsformen, bei anderen dominiert Skepsis gegenüber radikalen Veränderungen. Nach aktuellen Berichten wurden in den vergangenen 48 Stunden vermehrt Rufe nach mehr Bürgerbeteiligung laut – etwa im Zusammenhang mit der anstehenden Reform des Wahlrechts. Zudem gibt es aktuelle Debatten über mögliche digitale Instrumente zur Bürgerbeteiligung sowie eine mögliche Einbindung repräsentativer Zufallsbürger-Gremien bei komplexen Zukunfstthemen.