Drosten in der Bundestagsanhörung: „Eine Pandemie macht nicht an Landesgrenzen Halt“

Christian Drosten verteidigte den deutschen Umgang mit Corona und betonte die globale Dimension der Pandemie.

heute 15:11 Uhr | 19 mal gelesen

Montagmorgen, Bundestag. Christian Drosten – der Virologe, dessen Name inzwischen fast Synonym für pandemische Expertise geworden ist – sitzt vor der Enquete-Kommission. Und sagt gleich zu Beginn das, was viele selten so klar aussprechen: "Es existiert keine deutsche Pandemie." Fachexpertise, mahnt Drosten, ist von Natur aus international. Wenn angeblich überall dieselben Fehler gemacht wurden, ohne dass das Fachpublikum sich regt – das passe einfach nicht zur Realität. Das eigentliche Risiko? Nicht steriles Tabellenabgleichen, nicht das endlose Hantieren mit Grippevergleichen, sondern: die dynamische Übertragbarkeit des Virus. Hätte man die erste Welle laufen lassen, so Drosten, wären völlig andere – sprich: katastrophale – Zahlen zu beklagen gewesen. Gerade dieser erste Kraftakt, die frühe Eindämmung, wurde laut Drosten auch international wahrgenommen. Deutschland schaffte schnell die breite PCR-Testkapazität, und dann noch die tragende Rolle bei den mRNA-Impfstoffen. Das verschaffte wertvolle Tage, vielleicht Wochen, für die Politik zum Nachjustieren. Es gibt auch Selbstkritik: Der Schutz exklusiv auf ältere Menschen zu fokussieren, hielt Drosten für zu eindimensional. Junge Personen mit Risikofaktoren wurden zu Anfang schlicht übersehen. Und die größte Lehre? Infektionsforschung darf nicht das Aschenputtel der Wissenschaft bleiben – sie muss gut ausgestattet sein. Denn Controlle in Echtzeit, meint Drosten, wird immer ein Tanz auf dem Boot sein, das noch beim Segelsetzen gebaut wird.

Christian Drosten hat in der Bundestagsanhörung vehement darauf hingewiesen, dass Pandemiebekämpfung keine nationale Angelegenheit ist, sondern global und wissenschaftlich verflochten betrachtet werden muss. Er lobte Deutschlands schnellen Ausbau der PCR-Diagnostik und die frühe Verfügbarkeit von mRNA-Impfstoffen, kritisierte jedoch den zu einseitigen Fokus beim Schutz älterer Menschen und forderte mehr Ressourcen für die Infektionsforschung. Neuere Berichte zeigen, dass Drosten weiterhin politische Instrumentalisierung der Wissenschaft kritisch sieht und eine bessere gesellschaftliche Vorbereitung auf Krisen anmahnt – unter anderem plädiert er für widerstandsfähige Strukturen und eine offenere Debatte ohne Polemik.

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