Bundesländer drängen auf grünen Stahl bei Autos

Elf Länderchefs appellieren an die EU-Kommission: CO2-armer Stahl soll beim Klimaschutz für die Autoindustrie stärker ins Gewicht fallen.

heute 11:49 Uhr | 18 mal gelesen

Manchmal beginnt Veränderung mit einem Brief – oder in diesem Fall mit elf Unterschriften unter einer Forderung an Ursula von der Leyen. Deutschlands Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten aus stahllastigen und automobilgeprägten Bundesländern wollen, dass ‚grüner‘, also emissionsarmer Stahl, bei der Bewertung der CO2-Bilanz von Neuwagen berücksichtigt wird. Ihr Argument: Nur wenn Stahl- und Autoindustrie zusammengedacht werden, hat Europa eine echte Chance, sein Klimaziel zu erreichen, ohne Arbeitsplätze aufs Spiel zu setzen. Während politisch heftig über das Verbrenner-Aus gestritten wird, wälzen die heimischen Stahlwerke ihre Technik gerade um – weg von Kohle, hin zu Wasserstoff: ein Kraftakt, der nach Anerkennung in den Emissionsregeln ruft. Olaf Lies aus Niedersachsen bringt es auf den Punkt: 'Wir wollen, dass grüner Stahl auf die Flottenemissionen angerechnet wird.' – Ein Vorschlag, der mehr ist als eine Fußnote in der aktuellen Klimapolitik. Denn wenn die EU ihre Emissionsregeln in Kürze anpasst, könnten sich Lücken auftun, die neuen Spielraum für CO2-intensive Neuwagen bringen, solange an anderer Stelle eingespart wird. Laut Brief der elf Länderchefs wäre mit grünem Stahl in der Autoproduktion rechnerisch ein Rückgang der CO2-Emissionen um gewaltige 6,9 Millionen Tonnen drin – umgerechnet: drei Millionen weniger Verbrenner auf der Straße. Das Schreiben mahnt an, künftig den gesamten Lebenszyklus eines Neuwagens zu betrachten, und trägt die Unterschriften zahlreicher Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten – von Niedersachsen bis Bayern, von Nordrhein-Westfalen bis Thüringen angekommen.

Die Initiative der elf Bundesländer ist ein klarer Versuch, industriepolitische Realitäten mit Europas Klimazielen zu versöhnen. Führende Köpfe aus den Ländern sorgen sich, dass ohne eine stärkere Berücksichtigung von nachhaltigen Herstellungsprozessen wie grünem Stahl sowohl der Automobil- als auch der Stahlsektor an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnten. Tatsächlich ist der Energiesektor bereits im Umbruch, und Projekte wie thyssenkrupps wasserstoffbasierte Produktionslinie zeigen, dass technischer Wandel machbar ist – aber nicht ohne Marktanreize. Inzwischen meldet die Klimabewegung auch kritische Stimmen an: Der Vorschlag könnte 'grünes Feigenblatt' für weiterhin hohe Emissionen sein und dürfe nicht den Umstieg auf emissionsfreie Antriebstechnologien verzögern. Laut aktuellen Medienberichten prüft die EU-Kommission inzwischen flexible Anrechnungsmodelle und debattiert, wie Industrieinteressen und Klimaschutz bestmöglich austariert werden können. Über die Frage hinaus, wie CO2-arme Innovation korrekt bewertet wird, rührt das Thema auch an die Standortfrage: Es geht um tausende Arbeitsplätze in der Industrie, nicht zuletzt in Regionen, die ohnehin wirtschaftlich unter Druck stehen.

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