Bundesschülerkonferenz übt Kritik am Umgang mit Wehrpflichtdiskussion

Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, wirft der Bundesregierung vor, die Stimme der Jugend in der Debatte um den Wehrdienst zu übergehen.

heute 00:06 Uhr | 214 mal gelesen

Es ist schon ein bisschen absurd: Während in Berlin noch die Koalitionäre ihre politischen Scharmützel austragen, fühlen sich die eigentlich Betroffenen – nämlich junge Menschen – ein weiteres Mal ignoriert. Gärtner, der für viele Schülerinnen und Schüler spricht, fragt sich offen, warum Menschen, um die es in der Diskussion geht, kaum Gehör finden. 'Ehe man in Sitzungen debattiert oder Pressekonferenzen absagt, wäre ein echtes Gespräch mit Jugendlichen angebracht,' so sein Plädoyer im Redaktionsnetzwerk Deutschland. Wer diesem Thema aufmerksam folgt, spürt ohnehin schon die Unruhe, die unter Jugendlichen wegen dieser Wehrdienstdebatte herrscht – das Bestehen auf alte Muster trifft auf Gegenwind einer Generation, die Wert auf Mitbestimmung legt. Gärtner warnt: 'Gerade jetzt, wo die psychische Gesundheit Jugendlicher sowieso angeschlagen ist, brauchen wir keine weiteren Unsicherheiten.' Er hat Recht – ein wenig fühlt sich das Ganze wie ein Pokerspiel mit den Lebensentwürfen der Jüngeren an. Das jüngste Zurückrudern von Verteidigungsminister Boris Pistorius sowie eine geplatzte Pressekonferenz sind dabei nur weitere Kapitel in einer ohnehin verworrenen Geschichte. Anstatt mit Losverfahren oder halbgarer Kompromisspolitik zu winken, wünscht sich eine ganze Generation endlich klare Worte und ernstgemeinte, offene Beteiligung.

Die Bundesschülerkonferenz drückt starke Unzufriedenheit über die Art und Weise aus, wie in Berlin derzeit über den möglichen neuen Wehrdienst diskutiert wird – vor allem deshalb, weil die Perspektiven junger Frauen und Männer bislang fast vollständig außen vor bleiben. Besonders der Generalsekretär Quentin Gärtner betont, dass die Ungewissheit zusätzliche Belastung in einer Zeit sei, in der die psychische Gesundheit vieler Jugendlicher ohnehin schon fragil ist. Verteidigungsminister Pistorius nahm zuletzt Abstand von einer Einigung mit den Koalitionsfraktionen, die u. a. ein Losverfahren vorsah; eine angekündigte Pressekonferenz wurde abrupt abgesagt. Weitere Recherche zeigt: Nach wie vor ist die Wehrdienstdebatte hoch umstritten – sowohl gesellschaftlich als auch politisch. Verschiedene Jugendvertretungen, darunter der Deutsche Bundesjugendring, fordern, junge Menschen stärker in die Diskussion einzubinden und die psychologischen Folgen eines möglichen Pflichtdienstes zu berücksichtigen. Zudem steht nach wie vor im Raum, dass eine Reform nicht nur junge Männer, sondern auch Frauen erstmals betreffen könnte – ein Aspekt, der bisher kaum öffentlich debattiert wurde. Schließlich gibt es auch Stimmen aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft, die anmerken, dass obligatorischer Dienst nicht zwangsläufig die dringendsten Personalprobleme bei Bundeswehr oder Pflege lösen wird, sondern möglicherweise neue gesellschaftliche Spannungen produziert.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein Artikel auf sueddeutsche.de beleuchtet detailliert die wachsende Unsicherheit bei Jugendlichen rund um die Debatte um die Wehrpflicht und berichtet, wie Jugendverbände und Schülervertretungen die mangelnde Einbindung der Betroffenen heftig kritisieren; dabei wird auf konkrete Geschichten von jungen Erwachsenen eingegangen, die sich in ihrer Lebensplanung massiv beeinträchtigt fühlen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Die FAZ berichtet von einem Krisengipfel im Kanzleramt, bei dem die Wehrpflicht als eines von mehreren Themen diskutiert wurde, und weist auf die internen Spannungen zwischen verschiedenen Koalitionsparteien hin, wobei insbesondere die ungeregelte Kommunikation und die kurzfristige Absage der entscheidenden Pressekonferenz Unmut verursachten (Quelle: FAZ).

In einem aktuellen Beitrag auf zeit.de wird die Perspektive junger Menschen umfassend aufgezeigt, wobei auch Expertinnen und Experten aus dem Bereich Psychologie zu Wort kommen; hier steht besonders im Fokus, wie stark die aktuelle Wehrdienstdiskussion Unsicherheiten und Zukunftsängste verstärkt und warum eine offene, ehrlich geführte Debatte über Alternativen und freiwilliges Engagement dringend notwendig sei (Quelle: Die Zeit).

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