Auf dem Juso-Bundeskongress bezeichnete Bas die Auseinandersetzung mit Arbeitgebern als einen 'Kampf'. Rehlinger konterte darauf mit: "Wir Sozialdemokraten sind doch keine Dogmatiker, sondern leidenschaftliche Streiter für die Sache der Beschäftigten." Genau in diesem fairen Ringen mit der Arbeitgeberseite liege die Stärke der SPD, betonte sie. Das schlechte Image der Bundesregierung macht Rehlinger vor allem an Versäumnissen der Union fest. Fehler im politischen Handwerk hätten, so Rehlinger, die öffentliche Stimmung ziemlich belastet. "Die Ampel steckt in Schwierigkeiten, aber die SPD ist da ausnahmsweise mal nicht der Sündenbock. Bessere Abstimmung und weniger Dauerstreit – das wäre der Weg zu mehr Zustimmung." Beim Thema Rentenreform zeigt sich die Landeschefin zuversichtlich, dass der Bundestag dem Projekt am Freitag zustimmen wird. Die Vorlage habe sämtliche Kabinettsmitglieder - von Ministerin bis Kanzler - hinter sich. "Schwierigkeiten treten natürlich auf, wenn der Kanzler immer wieder die Loyalität in den eigenen Reihen nicht sicher hat." Außerdem kritisierte Rehlinger, die Union habe im Wahlkampf zu hohe Erwartungen geschürt und behauptet, ein Regierungswechsel würde der Wirtschaft einen sofortigen Aufschwung bringen – „ganz so leicht ist das eben nicht.“ Für Rehlinger sind auch die unrealistischen Versprechen rund um Einsparungen beim Bürgergeld ein Problem. "Da hat die Union Milliarden versprochen, ohne einen einzigen konkreten Vorschlag vorzulegen," moniert sie. Auch der groß angekündigte "Herbst der Reformen" des Kanzlers habe sich wegen mangelnder Zeiteinhaltung nicht einlösen lassen und so zusätzliche Enttäuschungen hervorgerufen. Hinsichtlich des AfD-Aufschwungs sieht Rehlinger einen Zusammenhang mit Zukunftsängsten: Eine frische Umfrage zeigt die Partei im Saarland auf 23 Prozent, verglichen mit 5,7 Prozent 2022. Für Rehlinger ist das ein klares Signal: "Es geht darum, wieder Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu schaffen. Damit vielleicht sogar wieder Vorfreude auf das, was kommt, entsteht."
Anke Rehlinger, Ministerpräsidentin des Saarlandes, zeigt sich solidarisch mit Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas, nachdem diese von Arbeitgebervertretern scharf kritisiert und bei einem Verbandstreffen sogar ausgelacht wurde. Sie fordert gegenseitigen Respekt im Umgang miteinander und mahnt an, Differenzen gegebenenfalls pragmatisch und auf Augenhöhe zu klären. Rehlinger sieht die SPD als glaubwürdige Vertretung der Arbeitnehmerinteressen, distanziert sich dabei aber von klassenkämpferischer Rhetorik. Den schlechten Ruf der Bundesregierung schreibt sie vor allem Versäumnissen und unrealistischen Versprechen der Union zu, die im Wahlkampf falsche Hoffnungen insbesondere beim Thema Wirtschaft und Sozialausgaben geweckt habe. Die wachsende Unterstützung für die AfD im Saarland führt Rehlinger auf Zukunftsängste in der Bevölkerung zurück und ruft die Politik dazu auf, wieder mehr positive Perspektiven zu vermitteln. Weitere Details: Die aktuelle Debatte um den Ton zwischen Arbeitgebern und SPD-Politikern spiegelt eine angespannte soziale Lage wider, die nicht zuletzt von den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt wird. Viele Experten sprechen von einer wachsenden Verunsicherung der Mittelschicht. Gleichzeitig gibt es parteiübergreifend Kritik am Reformtempo und der mangelnden Abstimmung innerhalb der Berliner Koalition. Die hohe Zustimmung für die AfD wird von politischen Beobachtern nicht nur auf wirtschaftliche Sorgen, sondern auch auf Unzufriedenheit mit Parteien und Politikstil zurückgeführt. Die gesellschaftlichen Debatten sind damit geprägt von einer Mischung aus Verhärtung der Tonlage, inhaltlicher Unsicherheit und wachsender Distanz zwischen Bürgerschaft und den traditionellen Parteien.