Englisch als zweite Arbeitssprache: BA fordert Kurswechsel für den deutschen Arbeitsmarkt

2025 verdankt der deutsche Arbeitsmarkt sein Wachstum fast ausschließlich Menschen aus Nicht-EU-Staaten – eine Entwicklung, die alte Gewissheiten ins Wanken bringt.

heute 09:42 Uhr | 22 mal gelesen

Das Bild auf dem deutschen Arbeitsmarkt verschiebt sich gerade beachtlich. Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, lässt in einem Interview mit der „Zeit“ keinen Zweifel: Ohne Zuwanderung aus Drittstaaten würde inzwischen die Beschäftigung schrumpfen – der Beitrag aus dem Inland und aus der EU sei überraschend gering geworden. Dass speziell osteuropäische Länder wie Polen und Tschechien ihrerseits Menschen zurückwerben, spürt man hier vor allem an den Zahlen: Früher sprudelten Arbeitskräfte aus Osteuropa nach Deutschland, heute kehren viele heim zu florierenden Arbeitsmärkten vor der eigenen Haustür. Es raschelt ordentlich im Gebälk der gewohnten Statistiken. Die Zahl der erwerbstätigen Deutschen nimmt laut Terzenbach um etwa 250.000 pro Jahr ab. Alarmierend, aber (leider) kein plötzliches Gewitter, sondern eine stetige Entwicklung. Kritik lässt Terzenbach auch an den aktuellen Änderungen beim sogenannten „Job-Turbo“ für Geflüchtete erkennen. Vielversprechend gestartet, droht das Programm nun in Bürokratie und Zuständigkeits-Gerangel zu versanden. Anstatt Integration auf Tempo zu bringen, bremst das neue Asylsystem die Sache aus – jedenfalls seiner Ansicht nach. Für einen echten Integrations-Booster brauche es, so Terzenbach, nicht nur weniger Hürden bei der Anerkennung von Abschlüssen, sondern auch eine neue Haltung zur Sprache. Sein Vorschlag: Englisch als pragmatische Zweitsprache im Arbeitsalltag akzeptieren – und zwar nicht nur in hippen Start-ups oder in der IT. Sprache darf laut Terzenbach keine künstliche Barriere mehr für internationale Talente sein. Warum nicht schon Schüler systematisch fit machen fürs Arbeits-Englisch, fragt er. Der Gedanke ist nachvollziehbar, selbst wenn so eine Umstellung sicher mehr als ein Sprachkurs-Programm braucht. Bedrückend bleibt sein Hinweis auf die hohe Quote an Schulabgängern ohne Abschluss: 62.000 im letzten Jahr, dazu kommt, dass viele junge Leute, meist Männer, im sogenannten „Helferbereich“ sofort landen, statt eine Ausbildung zu beginnen – mit gefährlichem Lock-in-Effekt nach unten, wie Terzenbach sagt. Neue Wege, etwa über Influencer-Kampagnen für Berufsorientierung, werden ausprobiert – die Balance zwischen Reichweite und angemessenen Kosten ist dabei allerdings so eine Sache. Ach ja: Dass Deutsch als einzige Arbeitssprache ausgedient haben könnte, sorgt natürlich für Reibung. Vielleicht ist gerade das der Fingerzeig, dass wir uns von mancher vermeintlich klaren Kante im Arbeitsleben verabschieden müssen.

Der Arbeitsmarkt in Deutschland steht vor einem Umbruch, weil das Wachstum einzig von Zuwandernden aus Nicht-EU-Ländern getragen wird und sich demografische Probleme verschärfen. Daniel Terzenbach fordert einen realistischeren, flexibleren Umgang mit Arbeitssprachen und sieht in der Akzeptanz von Englisch im Berufsalltag einen wichtigen Schritt, um mehr internationale Fachkräfte zu gewinnen und bürokratische Hürden zu senken. Kritisch sieht er die aktuellen Änderungen an Integrationsprogrammen für Geflüchtete, die mehr Bürokratie statt schnellerer Integration brächten, und betont zudem die Notwendigkeit neuer Ansätze bei der Ansprache und Förderung von Jugendlichen, um Abbrüche und berufliche Sackgassen zu vermeiden. Laut FAZ gewinnen dabei interne Kampagnen gegen den Fachkräftemangel an Dringlichkeit, während viele Unternehmen schon jetzt auf Englisch als Alltagssprache setzen (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-unternehmen-in-deutschland-setzen-auf-englisch-als-arbeitssprache-19768217.html). Die Süddeutsche berichtet ergänzend, dass insbesondere im Mittelstand noch Vorbehalte gegen englische Kommunikation bestehen, gleichzeitig aber viele Ausbildungsbetriebe schon auf Bewerber mit Migrationshintergrund setzen und auf neue Sprachkonzepte angewiesen sind (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/englisch-arbeitswelt-globalisierung-1.6624923). Die ZEIT hebt hervor, dass ohne massive Zuwanderung Deutschlands Wirtschaft in den kommenden Jahren vor einer Schrumpfung steht, da heimische und europäische Arbeitskräfte kaum noch Lücken füllen (https://www.zeit.de/2024/28/beschaeftigung-deutschland-wachstum-fachkraefte).

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