Eigentlich ist es erst nur ein harmloses Tennisturnier, doch dann droht die Situation aus dem Ruder zu laufen – so beschreibt Hape Kerkeling seinen aktuellen Film 'Extrawurst'. Der Schauspieler und Autor mimt darin einen Vorsitzenden, während alle meinen, Recht zu haben, aber letztlich das Miteinander ins Straucheln gerät. „Unsere Gesellschaft verrennt sich, weil jeder glaubt, nur seine Sichtweise zählt“, gibt Kerkeling zu bedenken. Was er dabei betont: Kompromisse brauchen wir dringender denn je, sonst gehen wir uns irgendwann gegenseitig auf den Keks, sagt er, nicht ohne Selbstironie.
Vor allem Selbstbeobachtung – und zwar nicht die Instagram-Variante, sondern das ungeschminkte In-sich-Hineinhorchen – ist für den 61-jährigen Komiker ein wichtiger Schlüssel. Niemand sei frei von Eigenheiten, meistens bemerken wir unsere Schwächen erst spät, manchmal gar nicht. „Es gibt im Moment mehr Leute, die sich täuschen, als solche, die richtig liegen“, so seine fast melancholische Einschätzung.
Die Erkenntnis kommt nicht ganz aus heiterem Himmel: Kerkeling hat es selbst am eigenen Leib erlebt – eine OP an der Gallenblase, ein Hörsturz; beides katapultierte ihn ins Reflektieren. Die Erlebnisse führten ihn unter anderem auf den Jakobsweg, dem er gleich ein ganzes Buch und einen Film widmete. Seitdem schaut er genauer hin, besonders beim Essen (er beschreibt sich selbstironisch als jemand, der mit Übergewicht kämpft) und bei der Frage: Wie viel kann ich mir (und meinem Ehrgeiz) wirklich zumuten? Seine Lösung: Weniger perfektionistisch, etwas nachsichtiger mit sich selbst umgehen. Und ja, den einen oder anderen Fehler – den lässt er inzwischen auch mal stehen.
Kerkelings Interview rührt an vielen Stellen, die gerade jetzt in der Gesellschaft unter den Nägeln brennen: Er beschreibt, wie im Kleinen wie im Großen Egoismen und Rechthaberei den Zusammenhalt bedrohen – und wie sehr Kompromissbereitschaft fehlt. Aus seinen persönlichen Erfahrungen mit gesundheitlichen Rückschlägen zieht er die Lehre, achtsamer auf sich zu hören und nicht jedem Leistungsdruck nachzugeben. Recherchen zeigen, dass Kerkelings Beobachtungen gerade auch in aktuellen Debatten über gesellschaftliche Polarisierung, mentale Gesundheit und den Balanceakt zwischen Selbstoptimierung und Selbstfürsorge auf fruchtbaren Boden fallen. Publikationen wie die Zeit, die SZ oder auch Spiegel greifen diese Motive auf, etwa im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Spaltung, Zunahme psychischer Belastungen oder den zunehmenden Ruf nach einer neuen Kultur des Miteinanders. So wird dieses Interview weit mehr als nur ein Filmgespräch – es spiegelt eine ganze gesellschaftliche Stimmungslage.