EU plant doch Hintertür für Verbrennungsmotoren nach 2035

Überraschende Kehrtwende: Die EU denkt darüber nach, auch über 2035 hinaus Neuwagen mit Verbrenner zuzulassen – sofern sie mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden.

heute 18:29 Uhr | 23 mal gelesen

Noch vor wenigen Monaten schien das Aus für klassische Autos mit Verbrennungsmotor in Europa beschlossene Sache. Anfang der Woche sickerten nun Pläne der EU-Kommission durch, die das Bild kräftig durcheinanderwirbeln: Im sogenannten "Auto-Paket", das demnächst vorgestellt wird, wolle man laut mehreren ranghohen Beamten alle Antriebstechnologien offenhalten. Verkehrs-Kommissar Apostolos Tzitzikostas drückte es gegenüber dem Handelsblatt so aus: "Wir sind offen für alle Technologien." Da reibt man sich fast die Augen: Wendepunkt oder bloß Symbolpolitik? Interessant, wie sich die politische Stimmungslage wandelt – erst boykottierte man den Benziner, nun entdeckt man ihn als Innovationstreiber, zumindest mit neuen Kraftstoffen. Hintergrund ist wohl auch der jüngste Vorstoß von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der sich schriftlich bei Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für "hocheffiziente" Verbrenner auch nach 2035 starkgemacht hatte – und offenbar Gehör fand. Biokraftstoffe, E-Fuels, von null auf hundert zurück ins Zentrum der Debatte: Laut Kommission soll die künftige Regelung sämtliche technologische Entwicklungen einbinden, auch wenn das streng genommen ein Drahtseilakt ist. Zwei weitere Beamte bestätigten dem "Handelsblatt", dass klassische Verbrenner zwar erhalten bleiben könnten, allerdings nur, sofern sie mit emissionsarmen Alternativen betrieben werden. Klingt vernünftig, ist aber alles andere als ein Trick ohne Risiko. Sozialverträglichkeit, wirtschaftlicher Pragmatismus und ökologische Glaubwürdigkeit – das bleibt ein kompliziertes Geflecht.

Die EU-Kommission nimmt Abstand von einer rigorosen Verbrenner-Abschaffung und lässt mit ihrer neuen Initiative Technologieoffenheit erkennen, besonders im Hinblick auf E-Fuels und Biokraftstoffe. Auslöser der Debatte ist neben dem Vorstoß von Kanzler Merz auch die Sorge um Innovationskraft, Wettbewerbsfähigkeit sowie das soziale Gleichgewicht in Europa. Gleichzeitig bleibt umstritten, wie nachhaltig und realistisch der Einsatz solcher alternativer Kraftstoffe tatsächlich ist – Umweltverbände bezweifeln die klimafreundlichen Versprechen und warnen vor möglichen Schlupflöchern. Nach aktuellem Stand will die Kommission allerdings den Übergang offen gestalten und dabei sowohl Industrieinteressen als auch Klimaziele berücksichtigen. Laut aktuellen Presseberichten mischen sich in die Euphorie auch kritische Stimmen, etwa in Bezug auf die Verfügbarkeit und den energetischen Fußabdruck von E-Fuels, während andere Akteure den Schritt ausdrücklich begrüßen.

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