In Gesprächen mit mehreren Branchenverbänden – so meldet es zumindest die 'Bild' – herrscht Zustimmung: Die ab 2026 geplante Aktivrente soll älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ermöglichen, länger im Beruf zu bleiben. Besonders der Handelsverband HDE sieht darin eine realistische Chance, dem chronischen Personalmangel entgegenzuwirken. Laut HDE-Geschäftsführer Stefan Genth, der die aktuelle Lücke von gut 122.000 offenen Stellen nennt, wird der Arbeitsmarkt durch die Aktivrente entlastet, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Es wäre definitiv hilfreich – insbesondere dann, wenn auch Selbstständige einbezogen werden, merkt Genth an.
Die Sichtweise des Handwerks ist ähnlich und doch ein bisschen anders nuanciert. Roland Ermer, Präsident des Bäckerhandwerks, begrüßt zwar das Signal, hätte aber gern mehr: Eine Aktivrente, die auch für Selbstständige gilt, könnte gerade kleinen Betrieben spürbar helfen. Immerhin sind es oft genau diese Unternehmen, die um jede helfende Hand kämpfen – jeder zusätzliche Anreiz, über das Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten, wäre willkommen.
Im Bausektor klingt die Stimmung verhalten optimistisch. Felix Pakleppa vom Baugewerbe rechnet zwar zu Jahresbeginn mit ersten Aktivrentnern, mahnt aber: Die Maßnahme allein wird die Branche nicht retten. Viel häufiger als gedacht, verabschiedeten sich Menschen bereits frühzeitig aus dem Berufsleben – die Aktivrente bleibt damit ein Puzzlestück ohne Anspruch auf Allheilmittel-Status.
Etwas ernüchterter klingt es aus der Pflege. Markus Mai sieht zwar die theoretische Möglichkeit, die Rente im Alter durch Weiterarbeiten zu erhöhen, hält aber große Effekte für unrealistisch. Kaum jemand wird mit 70 Jahren noch im Pflegealltag voll durchziehen – hier überwiegt Skepsis, auch wenn zumindest Frauen mit kleinen Renten minimal profitieren könnten.
Auch von Seiten des DIHK ist die Rede von einem richtigen, aber keineswegs ausreichenden Schritt. Niedrige Komplexität bei der Umsetzung, meint DIHK-Präsident Adrian, sei entscheidend, damit auch wirklich Betriebe und Arbeitswillige zusammenfinden. Interessant bleibt, wie viele tatsächlich länger arbeiten möchten, wenn die Option real wird – und ob die Gesellschaft dafür bereit ist.
Die geplante Aktivrente, die ab Januar 2026 in Kraft tritt, steht im Fokus mehrerer Branchen, darunter Handel, Handwerk und Bau. Viele Verbände befürworten das Modell, weil es helfen könnte, dem gravierenden Fachkräftemangel zu begegnen – vorausgesetzt, auch Selbstständige werden einbezogen und bürokratische Hürden bleiben niedrig. Allerdings gibt es gerade im Pflegebereich erhebliche Zweifel an der Praxistauglichkeit im Arbeitsalltag.
Neuere Entwicklungen und andere Stimmen werfen interessante Schlaglichter auf die Thematik: Laut aktuellen Berichten in der tz und bei FAZ wird inzwischen intensiver über ergänzende Qualifizierungsprogramme für ältere Arbeitnehmer diskutiert. Außerdem nimmt die Bundesregierung Anpassungen bei der Förderung und finanziellen Ausgestaltung der Aktivrente ins Visier, um schneller auf branchenspezifische Engpässe reagieren zu können. Nicht zuletzt wird vermehrt darauf hingewiesen, die gesellschaftliche Wertschätzung und flexible Arbeitsgestaltung stärker in den Mittelpunkt zu rücken, um die Aktivrente attraktiver zu machen.