Ehrmann erhält Negativpreis wegen Tierleid – ANINOVA deckt Missstände auf

Einen kräftigen Dämpfer für sein Saubermann-Image kassiert aktuell der Molkereiriese Ehrmann: Die Organisation ANINOVA hat dem Unternehmen den Negativpreis „Preis der Herzlosigkeit“ 2025 verliehen. Alljährlich werden damit Firmen an den Pranger gestellt, die Tierleid profitabel machen oder zumindest in Kauf nehmen. Früher ausgezeichnete Unternehmen wie Tönnies, Westfleisch sowie die Modemarken Breuninger und Bogner – letztere nach Kritik mittlerweile pelzfrei – zeigen: Tierethik bleibt ein Dauerbrenner.

11.12.25 09:01 Uhr | 27 mal gelesen

Ehrmann hält an der Werbekulisse mit schmusenden Kühen fest, doch die rauen Realitäten hinter den Stallmauern sprechen eine andere Sprache. ANINOVA kam mithilfe heimlich erstellter Videoaufnahmen aus drei bayerischen Zulieferhöfen dem Konzern auf die Schliche: Deutlich ist die sogenannte ganzjährige Anbindehaltung dokumentiert. Kühe, festgemacht, teilweise verschmutzt, wirken wir leblose Teile einer maschinellen Produktion – so gesehen im Landkreis Günzburg und im Unterallgäu. Interessant am Rande: Einige dieser Betriebe gerieten auch schon früher ins Visier der Behörden. Gegen sie laufen drei Strafverfahren wegen mutmaßlicher Tierquälerei. Ehrmann gesteht ein, weiterhin Milch aus Anbindehaltung zu beziehen. Der Konzern spricht von einem 'geringen' Anteil, bleibt aber seltsam ausweichend, wenn es um genaue Zahlen geht – was ANINOVA nicht akzeptiert. 'Es ist alles Fassade', sagt Lisa Wilhelm von der Tierschutzorganisation, 'wer zweimal hinschaut, sieht den Riss im Hochglanzbild.' Mit dem „Preis der Herzlosigkeit“ möchte ANINOVA die Aufmerksamkeit auf jene Doppelmoral lenken, die vielen Menschen vermutlich nicht fremd vorkommen dürfte. Für alle, denen das Schicksal der Tiere nicht egal ist, empfiehlt ANINOVA den Ausstieg aus dem System: vegan leben. Und falls jemand Beweise sehen will – das Material der jüngsten Undercover-Recherche ist auf Anfrage verfügbar.

Die Enthüllungen um Ehrmann zeigen ein strukturelles Problem in der Milchindustrie: Noch immer ist die Anbindehaltung verbreitet, obwohl sie von Verbraucher:innen mehrheitlich abgelehnt wird und nach Einschätzung vieler Tierschützer als Tierquälerei gilt. Laut ANINOVA und anderen Organisationen wie ProVieh und Vier Pfoten haben politische Bemühungen um eine stärkere Regulierung bislang wenig gefruchtet; ein gesetzliches Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung steht weiterhin aus. Branchenberichte und aktuelle Medienrecherchen (u.a. Süddeutsche Zeitung, Spiegel, Tagesschau) deuten darauf hin, dass auch andere große Molkereien diese Praxis noch dulden – teils verdeckt, wobei oft die exakte Herkunft der Milch für Konsument:innen kaum nachvollziehbar ist.

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