Helmut Schmidt warnte 1980 vor drohendem Weltkrieg

1977 bis 1981 äußerte Bundeskanzler Schmidt im vertraulichen Gespräch mit US-Vertretern große Sorgen vor einem möglichen globalen militärischen Konflikt.

12.09.25 08:24 Uhr | 6 mal gelesen

Neu veröffentlichte Dokumente der US-Regierung belegen, dass Helmut Schmidt 1980 gegenüber US-Außenminister Cyrus Vance vor einer realen Gefahr eines Dritten Weltkrieges warnte. Nach Schmidts Einschätzung könnten Konfliktpunkte wie Spannungen am Persischen Golf oder ein eventueller sowjetischer Angriff auf China der Auslöser sein – bei dem möglicherweise auch Atomwaffen eingesetzt werden könnten. Schmidt sah als wahrscheinlichsten Anlass jedoch einen Präventivschlag der Sowjets, falls diese befürchten müssten, im Rüstungswettlauf gegen den Westen unterlegen zu sein. Er zeigte sich vor dem Hintergrund der sowjetischen Invasion in Afghanistan und der Geiselnahme in der US-Botschaft im Iran beunruhigt und zweifelte an der Fähigkeit der USA und der Sowjetunion, Krisen effektiv zu managen.

Helmut Schmidt warnte 1980 eindringlich vor der Möglichkeit eines Weltkriegs, insbesondere durch Zwischenfälle im Nahen Osten oder einen Angriff auf China. Die nun freigegebenen Papiere illustrieren, wie sehr die damaligen politischen Krisen und die Unsicherheit über das Verhalten der Supermächte die Bundesregierung belasteten. Die NATO war zu dieser Zeit ohnehin alarmiert, insbesondere nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979 und der damit verbundenen Verschärfung des Ost-West-Konflikts. Aktuelle Medienberichte betonen zudem, dass Schmidts Warnungen als typisch für die angespannte Lage vor dem NATO-Doppelbeschluss galten, bei dem es um die Stationierung neuer atomarer Mittelstreckenraketen in Westeuropa ging. Außerdem zeigen Publikationen, dass die internationale Unsicherheit und die Eskalationsängste damals großen innenpolitischen Druck auf die Bundesregierung ausübten. Mit Blick auf die heutige Zeit ziehen viele Experten Parallelen zwischen den damaligen Unsicherheiten und den aktuellen geopolitischen Spannungen, etwa im Ukraine-Krieg und den Beziehungen zwischen USA, Russland und China.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein aktueller Artikel der Süddeutschen Zeitung analysiert umfassend, wie der NATO-Doppelbeschluss 1980/81 sowohl zu Protesten in der deutschen Bevölkerung als auch zu einer Verschärfung der Konfrontation zwischen Ost und West führte; dabei wird betont, dass die damalige Angst vor einem atomaren Konflikt letzten Endes den Weg für spätere Abrüstungsabkommen ebnete (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Laut einem neuen Beitrag auf spiegel.de wird die Rolle Helmut Schmidts in dieser Krisenzeit besonders gewürdigt: Der Artikel schildert, wie Schmidt auch intern immer wieder auf die Eindämmung militärischer Eskalation drängte und zugleich einen Spagat zwischen der Erwartung der USA und dem Friedenswunsch der deutschen Bevölkerung leisten musste (Quelle: Der Spiegel).

Die FAZ beschäftigt sich mit den aktuellen Parallelen zwischen Kaltem Krieg und heutigen internationalen Krisen: Es wird betont, wie schnell geopolitische Spannungen wieder eskalieren könnten und dass die strategischen Dilemmata und Fehlwahrnehmungen von damals immer noch lehrreich für heutige politische Akteure sind (Quelle: FAZ).

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