Mitten in der Dämmerung, noch bevor die Sonne sich getraut hat zu blinzeln, schlugen US-Behörden am 20. Dezember diesmal wieder zu. Wie Heimatministerin Kristi Noem erklärte, soll es sich um eine gezielte Aktion gegen den umstrittenen Handel mit sanktioniertem Öl gehandelt haben – angeblich, so die offizielle Lesart, um Drogengeldflüsse auszutrocknen. Kurios: Der betroffene Tanker soll zwar venezolanisches Öl geladen, aber eigentlich auf keiner Sanktionsliste gestanden haben. Ein Detail, das im ansonsten recht lauten Getöse der Anschuldigungen gegen das US-Militär unterging: Aus Caracas kamen scharfe Töne, die von Diebstahl und sogar einer Entführung auf internationalem Terrain sprachen, wie Diosdado Cabello zornig verlauten ließ. Es bleibt das beklemmende Gefühl, dass der ganze Fall mehr Fragen als Antworten auslöst – was interessiert, sind unter anderem die eigentlichen Motive hinter den Beschlagnahmungen und die Wirkung auf den komplizierten Dialog um Energie, Sanktionen und Rohstoffnotwendigkeiten. Und ja – irgendetwas an der Geschichte wirkt wie ein Déjà-vu aus längst vergangenen Konflikten.
Die US-Regierung hat einen weiteren Öltanker in internationalen Gewässern vor Venezuela festgesetzt, im Rahmen von Maßnahmen zur Durchsetzung der Sanktionen gegen das südamerikanische Land. Während Washington argumentiert, so den illegalen Ölexport und dessen Verbindung zu Drogenschmuggel zu bekämpfen, kritisieren venezolanische Regierungsvertreter die Aktion als eine Verletzung ihrer Souveränität und sehen sie als Akt der Piraterie. Jüngste Berichte auf internationalen Nachrichtenseiten zeigen, dass die Spannungen in den vergangenen Tagen zwischen den USA und Venezuela erneut zunehmen, zumal nicht nur der globale Ölmarkt betroffen ist, sondern auch die ohnehin angespannte politische Lage im Land selbst.