Ganz offen gesagt: Chrzanowski klingt fast erleichtert, wenn er über Trumps direkte Art spricht. 'So unangenehm das auch manchmal ist, wir Europäer brauchen diese Klarheit', gibt er im Gespräch mit der 'Welt am Sonntag' und Business Insider Deutschland zu. Er widerspricht dem Ex-Präsidenten zwar oft, doch bei einzelnen Themen liege Trump eben nicht völlig daneben. 'Europa verschenkt zu viel Energie, weil wir uns in zu viel Kleinstaaterei verlieren', so Chrzanowski weiter. Für ihn sei Trumps Weckruf ein nötiger Tritt in die richtige Richtung – ein Signal, das Europa zum Umdenken zwinge.
Allerdings gibt es auch Parallelen zu anderen aktuellen Risiken. Besonders kritisch sieht Chrzanowski Europas Abhängigkeit gegenüber amerikanischen Cloud-Diensten. Im Ernstfall, so seine pointierte Warnung, könnten die USA uns buchstäblich „das Licht ausknipsen“. Zwar hält er solche Szenarien für unwahrscheinlich, aber die realen Beispiele – wie Microsofts temporäre Cloud-Abschaltung für das israelische Militär während des Gaza-Konflikts – sollten zu denken geben.
Chrzanowskis Worten haftet Pragmatismus an: Seit geraumer Zeit ist er als Chef der Schwarz-Gruppe tätig, zu der nicht nur Lidl und Kaufland, sondern auch der hauseigene Cloud-Anbieter StackIT gehört. Als Branchenkenner weiß Chrzanowski schon, wovon er spricht. Und vielleicht verbirgt sich hinter seinen Aussagen auch eine Art Werbebotschaft für europäische Digital-Souveränität – frei nach dem Motto: Weniger Abhängigkeit, mehr Eigenverantwortung.
Gerd Chrzanowski, Chef der Schwarz-Gruppe, betrachtet Trumps manchmal unbequeme und klare Ansprache an Europa als positiven Impuls, der die Europäer zu mehr Kooperation und Eigenständigkeit bewegen kann. Besonders kritisch warnt Chrzanowski vor der wachsenden Abhängigkeit von US-Technologiekonzernen, insbesondere bei Cloud- und IT-Infrastrukturen, da diese im Krisenfall erhebliche Macht über essentielle Dienste in Europa besitzen – was er am Beispiel der Teil-Abschaltung von Microsoft-Cloud-Diensten für das israelische Militär illustriert. Derzeit stellen viele Experten europaweit ähnliche Forderungen nach mehr digitaler Souveränität und stärkeren eigenständigen Technologien, zum Beispiel durch die Förderung europäischer Anbieter und Investitionen in eigene digitale Infrastrukturen; angesichts der geopolitischen Spannungen und Abhängigkeiten bekommt diese Diskussion zusätzliche Dringlichkeit (wie aktuelle Debatten in Medien von FAZ, taz und anderen zeigen).