Jung bleiben um jeden Preis? Wie der Longevity-Trend unser Bild vom Altern verändert

Baierbrunn – Wer träumt nicht davon, mit über 100 noch fit durch das Leben zu gehen? Langlebigkeit ist in Mode gekommen: 'Longevity' heißt der neue Hype, bei dem das hohe Alter nicht mehr Schrecken, sondern Versprechen ist. Doch was ist dran am Streben nach ewiger Jugend?

heute 05:16 Uhr | 95 mal gelesen

Der Wunsch, ewig jung (zumindest jung genug) zu bleiben, lässt immer mehr Menschen nach konkreten Strategien für ein langes und möglichst gesundes Leben suchen. Dabei bleibt es selten beim Standardrat 'mehr schlafen, besser essen, ein bisschen Sport'. Stattdessen werden inzwischen Eisbäder, Infusionen mit allerlei Zusätzen oder spezielle Proteinpräparate gefeiert – auch wenn deren tatsächlicher Nutzen, um ehrlich zu sein, wissenschaftlich kaum belegt ist. Was hingegen hilft? Solide Klassiker: Einfach öfter bewegen, ausgewogener essen, auf ausreichend Schlaf achten – kein großes Geheimnis, aber nachweisbar effektiv. Bemerkenswert ist, dass hinter der Longevity-Manie manchmal ein unterschwelliger Alterswahn steckt, wenn das Altwerden selbst fast schon als Makel gilt. Der selbstgemachte Druck, nie Falten zu bekommen oder immer „funktionstüchtig“ zu bleiben, kann paradoxerweise krank machen – Stresshormone lassen grüßen. Psycholog:innen sprechen inzwischen davon, dass ein negatives Bild vom Alter gesundheitlich nach hinten losgeht und das Demenz- oder sogar Schlaganfallrisiko erhöhen kann. Trotzdem bleibt der Traum vom Methusalem-Dasein für die meisten von uns ein schöner (und seltener) Ausnahmefall. So oder so: Mehr Infos und Denkanstöße gibt’s fortlaufend in einschlägigen Magazinen; doch bei aller Wissenschaft: Perfekte Kontrolle über das Altern bleibt wohl auf absehbare Zeit Illusion.

Der Longevity-Trend prägt zunehmend unseren Umgang mit dem Altern – oftmals sind es altbewährte Lebensstil-Faktoren wie ausreichende Bewegung, gesunde Ernährung und guter Schlaf, die tatsächlich entscheidend für gesundes Altern sind. Obskure Methoden wie Eisbäder oder Infusionen bleiben in ihrer Wirksamkeit umstritten, während der soziale und psychische Druck, jung bleiben zu wollen, mitunter negative Folgen für die Gesundheit haben kann. Jüngste Studien, etwa von deutschen Geriatrie-Fachverbänden, unterstreichen, dass sich ein positives Verhältnis zum eigenen Altern langfristig stärker auf die Lebensqualität auswirkt als einzelne biohacker-Trends – gleichzeitig boomt rund um das Thema Longevity ein regelrechter Markt für Anti-Aging-Produkte und entsprechende digitale Selbstoptimierungs-Communities, wie verschiedene Medien in den letzten Tagen berichten. Trotz neuer Forschungserkenntnisse (z. B. zum Einfluss von Sirtuinen, Telomeren oder Darmmikrobiom auf die Zellerneuerung), bleibt das Altern ein hochkomplexer, nur begrenzt steuerbarer Prozess. Erste gesellschaftliche Debatten weisen zudem darauf hin, dass die zunehmende Fokussierung auf Jugendlichkeit ältere Menschen in die Defensive drängen und deren Sichtweise im öffentlichen Diskurs marginalisieren könnte.

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