Kinky-Partys: Junge Menschen entdecken neue Lust auf Unkonventionalität
Leipzig – In den letzten Jahren kursiert der Begriff 'kinky' immer sichtbarer – sei es in Podcasts, Blogs oder Social Media. Während Influencer:innen und Erlebnisberichte rund um das Unangepasste boomen, werden Veranstaltungen wie KINKY GALORE von Jan Ehret zum Gesprächsthema. Der Event-Report 2025 von JOYclub, basierend auf mehr als 30.000 Partys, zeigt: Wer sich 'kinky' ins Event-Label schreibt, zieht tatsächlich mehr und jüngere Gäste an. Und die Szene verändert sich dadurch merklich.
25.11.25 10:38 Uhr | 17 mal gelesen
Es ist eigentlich faszinierend: Gerade mal bei 2,7 Prozent aller Erotikveranstaltungen taucht das Schlagwort 'kinky' schon im Titel auf – und doch hinterlässt es einen unverkennbaren Abdruck. Speziell im Bereich der Dancepartys (fast 25 Prozent) und der BDSM-Fetisch-Partys (9 Prozent) etabliert sich eine neue Selbstverständlichkeit rund um das Offene, Verspielte. Statistisch betrachtet, platzt eine typische 'kinky' BDSM-Party mit über 100 Gästen fast doppelt so sehr aus allen Nähten wie das Pendant ohne Label. Bei Dancepartys schlägt die Steigerung immerhin um etwa zwei Drittel zu Buche: Über 300 Gäste sind keine Seltenheit. Beispiele dafür liefern unter anderem Formate wie KINKY GALORE, aber auch Events von ATOMIC EVENTS oder die Berliner Clubs wie Grande Opera und Insomnia, die auch im kleineren Rahmen experimentierfreudige Abende anbieten.
'Auffallend ist auch, dass 'kinky' im Party-Namen Solo-Gäste eher anspricht – und zwar deutlich jüngere Menschen. Plötzlich sind auf einer BDSM-Fete nicht mehr nur die üblichen Verdächtigen mittleren Alters unterwegs, sondern die 18- bis 34-Jährigen mischen mit, teils auch zum ersten Mal. Besonders Solo-Frauen und Solo-Männer nutzen diesen Anlass für ihren Premierenbesuch. Paare dagegen scheinen an klassischen Formaten festzuhalten. Vielleicht liegt hier schon ein leiser Generationenswitch in der Luft: Parties werden für manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer weniger zur einzig möglichen Raum für Sex, sondern eher zu einem Fest der Freiheit. Sex als Option, nicht als Pflicht – auch das ein unausgesprochener Wandel. Judith Langer von JOYclub sieht diesen Trend mit Interesse, aber auch mit ein paar Fragezeichen: Werden diese neuen Gäste dabeibleiben – oder bleibt 'kinky' für viele doch nur ein kurzer Ausflug? Und letztlich bleibt offen, wie sich das klassische Swingermodell neben einem liberaleren 'Lifestyle-Feiern' behauptet. Klar ist: Die Szene ist in Bewegung wie lange nicht mehr.
Die Zunahme explizit 'kinky' gelabelter Erotikevents verändert die Partykultur: Besonders junge Erwachsene und Solobesucher:innen fühlen sich angesprochen, während Paare eher beim Altbewährten verweilen. Die Zahlen zeigen, dass die Hemmschwelle für Erstbesuchende durch das Label 'kinky' spürbar sinkt und sich das Durchschnittsalter der Gäste massiv verjüngt – auch, weil solche Events sexuell offene Räume schaffen, die weniger Commitment voraussetzen. Die Branche fragt sich daher, ob diese Entwicklung das klassische Swinger-Modell ablösen oder ergänzen wird und ob Sex bei diesen Partys weiterhin zentral bleibt oder zur Nebensache wird.
Ergänzende aktuelle Recherchen zeigen, dass erotische Subkulturen 2024 einen Imagewandel durchlaufen: In einem neuen Artikel der Süddeutschen Zeitung wird berichtet, dass junge Erwachsene sich auf Events inzwischen besonders für selbstbestimmte Formate interessieren, die Wert auf Konsens, Sicherheit und Community legen (Quelle: [Süddeutsche Zeitung](https://www.sueddeutsche.de)). Auf Krautreporter wird zudem diskutiert, wie digitale Communities wie JOYclub und andere die Schwellenängste verringern und dabei für mehr Diversität und Körpervielfalt sorgen (Quelle: [Krautreporter](https://krautreporter.de)). Taz beleuchtet in einem Hintergrundstück, wie der offene Umgang mit Sexualität in deutschen Großstädten eine neue Generation von Veranstaltern und Gästen hervorbringt, die sich bewusst von alten Etiketten abgrenzen und Sexualität als Teil ganz normaler Alltagskultur zelebrieren (Quelle: [taz.de](https://taz.de)).