25 Jahre SFSCON: Open Source feiert Innovation und Verantwortung in Bozen

In Bozen trafen sich anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der SFSCON Vordenker und Praktiker, um über Ethik-KI, offene Software im Gesundheitswesen und digitale Souveränität zu diskutieren.

25.11.25 10:38 Uhr | 27 mal gelesen

Im tiefsten Novemberlicht verwandelte sich der NOI Techpark in Bozen für einen Moment in ein digitales Ideenlabor sondergleichen. Aus ganz Europa – und auch darüber hinaus – reisten mehr als 150 Expertinnen und Experten an, um gemeinsam mit über 1.000 Teilnehmenden die 25. South Tyrol Free Software Conference, besser bekannt als SFSCON, zu feiern. Das Programm spannte diesmal einen bemerkenswert weiten Bogen: Künstliche Intelligenz und Ethik, Open-Source im Gesundheitsbereich, Cybersicherheit, Digitalisierung der Verwaltung, aber auch Nischenthemen wie Open Hardware oder Fediverse bekamen ihre Bühne. Besonders eindrücklich erzählte Karen M. Sandler, die als Leiterin der Software Freedom Conservancy selbst von einer offenen Medizinsoftware abhängt. Ihr implantierter Defibrillator schützt ihr Leben, doch sie bleibt von den Blackboxes der proprietären Software isoliert. Persönlich und kämpferisch argumentierte sie dafür, dass wir – wortwörtlich – unser Leben nicht Algorithmen und Unternehmen überlassen dürfen, deren Quellcode wir nicht prüfen können. In solche existenziellen Unsicherheiten geraten Patientinnen immer wieder, wie das traurige Beispiel von Barbara Campbell zeigt, die nach der Pleite ihres Implantat-Herstellers ins Dunkel zurückfiel. Eine Szene, die haften bleibt. SFSCON ist längst nicht mehr bloß ein Branchentreffen voller Geeks. Patrick Ohnewein vom NOI Techpark – ganz klar ein Netzwerker – brachte es auf den Punkt: "Wer bei Zukunftstechnologien nicht an offene Standards und Software denkt, sieht nur die halbe Wahrheit." Besonders gefeiert wurden dieses Jahr übrigens Jean-Baptiste Kempf (Mediaplayer VLC, VideoLAN) und Adrian Kuntner (tyrol.social/Fediverse), deren Engagement das Gemeinschaftsprinzip auf europäischer wie auf lokaler Ebene sichtbar machte. Aber zurück zum Veranstaltungsort: Der NOI Techpark – eine Art Südtiroler Silicon Valley, nur kleiner, grüner und irgendwie persönlicher – ist Brutstätte von Start-ups, Forschungslaboren und Innovationswerkstätten. Weit über 2.000 Akteurinnen tüfteln hier an nachhaltiger Zukunft, von Food bis Automotive. Eine inspirierende Mischung, die – so der Charme – Innovation nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit versteht. Nächste Runde SFSCON? Klar, die steht schon im Kalender. Im November 2026 geht’s weiter. Mehr dazu: www.sfscon.it.

Die 25. SFSCON unterstrich, wie sehr Open-Source-Software und digitale Ethik mittlerweile gesellschaftliche Debatten prägen. Besonders die Frage, wie proprietäre Software im Gesundheitswesen Menschenleben direkt beeinflussen kann, schlug hohe Wellen – wie die Beiträge von Karen M. Sandler und der Fall Barbara Campbell verdeutlichten. Jean-Baptiste Kempf wurde für sein Engagement mit dem European SFS Award gewürdigt, zudem erhielten regionale Akteure Anerkennung. Erwähnenswert ist, dass der NOI Techpark nicht nur Standort, sondern längst ein Inkubator für nachhaltige Innovation und Transfer zwischen Forschung und Wirtschaft ist. Erweiterte Details: Angesichts aktueller Entwicklungen spiegelt die SFSCON einen wachsenden europäischen Trend: Open Source wird nicht mehr nur als technische, sondern als gesellschaftliche Ressource verstanden. Laut einer Analyse der Free Software Foundation Europe (FSFE) könnte offene Software insbesondere in sicherheitskritischen Bereichen nicht nur Innovation, sondern auch demokratische Teilhabe und Souveränität stärken. In der KI-Ethik-Debatte wächst zugleich die Forderung nach transparenten und nachvollziehbaren Algorithmen – auch auf EU-Ebene. Das Europäische Parlament berät derzeit über strengere Regularien für KI-Anwendungen und fordert die Offenlegung von Trainingsdaten bei sensiblen Einsatzbereichen, etwa in der Medizin. Gleichzeitig betonte die Süddeutsche Zeitung jüngst, dass Unternehmen zunehmend auf offene Plattformen setzen, um digitale Abhängigkeiten abzubauen und schneller auf neue Entwicklungen zu reagieren. Auch die Bundesregierung verfolgt in ihrer Digitalstrategie einen verstärkten Fokus auf Open-Source-Lösungen in öffentlicher Verwaltung und Bildung.

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