Klinische Studien sind für Patienten fast ein Türöffner zu innovativen Heilmethoden. Abgesehen davon sind sie ein solides Fundament für Wirtschaft, Wissenschaft und die internationale Konkurrenzfähigkeit Deutschlands. Kurios eigentlich – trotz vieler kluger Köpfe, moderner Kliniken und starker Industrie rutscht Deutschland bei der Zahl klinischer Studien ab: Anfang 2016 noch Silbermedaille hinter den USA, mittlerweile abgeschlagen auf Platz 4. Ein Hauptgrund? Zäher Papierkrieg und schwerfällige Abläufe, sagen viele.
Wie Patrick van der Loo von Pfizer Deutschland beinahe etwas lakonisch anmerkt: 'Wir könnten hier unglaublich gute Bedingungen haben – aber wir stehen uns oft selbst im Weg.' Wer international forscht, wählt Länder, in denen Prozesse zügig und digital laufen, mit klaren Spielregeln.
Das Medizinforschungsgesetz (MFG): Anfang oder Alibi?
Ein Hoffnungsschimmer: 2024 bringt das Medizinforschungsgesetz Impulse – das Ziel: weniger Bürokratie, mehr digitale und vernetzte Abläufe. Das Institut für Angewandte Versorgungsforschung (INAV) wollte wissen: Ist das mehr als ein Papiertiger?
Nach Gesprächen mit Fachleuten aus Wissenschaft, Versorgung, Patientengruppen und Industrie kommt das Opinion Paper zu dem Schluss: Das neue Gesetz ist nur der Start. Entscheidender ist, wie dynamisch die kommenden Schritte umgesetzt werden. Wer sich mit "endgültigen Lösungen" zufrieden gibt, verschläft den Wandel.
Ein Flaschenhals bleibt: Probanden
Echte Baustelle bleibt das Finden von Studienteilnehmenden. Beispiel: In Dänemark nehmen pro eine Million Einwohner knapp 30.000 Menschen an Studien teil – in Deutschland gerade mal rund 1.500. Woran das liegt? Unter anderem an der nachhinkenden Digitalisierung, warnen die Experten. Moderne Register und digitale Patientenakten helfen etwa in Skandinavien oder Israel dabei, geeignete Personen direkt anzusprechen – hierzulande gibt es das nicht. Viele Patienten merken gar nicht, dass sie für eine Studie infrage kommen könnten.
Die Handlungsempfehlungen der Experten gehen daher genau in diese Richtung: Deutschland braucht klar einheitlichere Prozesse zwischen Bund und Ländern, digitale Strukturen und die Priorisierung von Forschung im Gesundheitssystem. Erst dann wird das Standort-Versprechen eingelöst.
Wenn man einmal auf Spanien blickt: Dort hat konsequente Prozessoptimierung gewirkt – bislang staunt Europa, weil Spanien zum führenden Studienland aufgestiegen ist.
Das Opinion Paper im Überblick
Das Positionspapier des INAV, entstanden im Austausch mit Experten aus verschiedensten Bereichen, nimmt die gegenwärtige Situation der klinischen Forschung unter die Lupe und gibt Handlungsoptionen an die Hand – basierend auf 13 Tiefeninterviews. Die Quintessenz: Das MFG ist nur der Anfang. Deutschlands Forschungsstandort kann wieder vorne mitspielen, wenn – und da klingt ein leiser Zweifel mit – der Wille zum Wandel tatsächlich spürbar gelebt wird.
Pfizer: Innovation mit langer Tradition
Pfizer verfolgt das Ziel, innovative Medikamente weltweit verfügbar und bezahlbar zu machen. Die Standorte Berlin, Freiburg und Karlsruhe sind dabei zentrale Knotenpunkte, das Werk in Freiburg gilt sogar als Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Seit über 175 Jahren setzt sich Pfizer für Gesundheitsversorgung über Grenzen hinweg ein.
Deutschland droht den Anschluss in der klinischen Forschung zu verlieren, obwohl das Land eigentlich optimale Voraussetzungen hätte. Das 2024 beschlossene Medizinforschungsgesetz ist ein lang erwarteter Schritt nach vorne, doch viele Hürden – wie Bürokratie, langsame Abläufe und ein Mangel an Probanden durch fehlende Digitalisierung – bremsen Fortschritte. Experten weisen darauf hin, dass das neue Gesetz erst der Auftakt sein kann: Entscheidend ist, dass Deutschland jetzt konsequent nachsteuert, z. B. durch die Harmonisierung von Prozessen zwischen Bund und Ländern, den Ausbau digitaler Strukturen und die gezielte Förderung der Patientengewinnung. Ergänzende Recherche: In den letzten 48 Stunden wurde auf FAZ.net ein ausführlicher Hintergrund zu neuen Regulierungen im Pharma-Sektor veröffentlicht; hier wird diskutiert, wie regulatorische Unterschiede europäische Standorte gegeneinander ausspielen und warum Investitionen gezielt gesteuert werden müssen (Quelle: FAZ.net). Zeit.de beschäftigt sich aktuell mit dem Innovationsdruck in der Gesundheitswirtschaft; es wird die schwierige Balance zwischen Patientenschutz und Forschungstempo dargestellt, insbesondere mit Blick auf die Pandemie-Erfahrungen und Europas Position gegenüber den USA (Quelle: Zeit.de). Auf T3n.de wurde der digitale Rückstand im Gesundheitssystem beleuchtet, wobei Experten Digitalisierung als Schlüssel für den Forschungsstandort bewerten und Modernisierungsvorschläge für den Umgang mit Daten vorstellen (Quelle: t3n.de).