Wo anfangen bei einer Veranstaltung, die so vielschichtig ist, wie eine gut geschriebene Erzählung? Vielleicht am Anfang, vielleicht irgendwo mittendrin – so, wie das Leben es oft selbst tut. Laudator Dr. Uwe Wittstock formulierte es direkt: "Eigentlich wäre heute Grund zum Feiern. Doch das Buch, das ausgezeichnet wird, ist alles andere als leichte Kost." Yannic Han Biao Federers Roman erzählt von einer existenziellen Erfahrung: Ein Paar verliert kurz vor der Geburt sein Kind, rutscht durch Lücken im System – und sucht Bewältigung in der Sprache. Federer, bekannt als ebenso feinsinniger wie pointierter Autor und Essayist, verarbeitet dabei Eigenes. Es geht nicht nur um Trauer, sondern auch um jene leisen, oft übersehenen Bande zwischen den Menschen. Wittstock nannte es ein 'artistisch gebautes Stück Literatur.' Danach drehte sich alles um Bildungsgerechtigkeit. Tobias Nolte und Mona Hamed, die Gesichter hinter related e. V., erhielten für ihren leidenschaftlichen Einsatz den Leuchtturmpreis Ehrenamt. Ihre Motivation? Bildung sollte keine Frage der Herkunft sein – ein Ziel, das so simpel klingt, wie es schwer umzusetzen ist. "Wir müssen die Art, wie wir Schule denken, überholen", appelierte Nolte. Die Festveranstaltung hob außerdem die Arbeit der Bildungsstätte Anne Frank hervor. Mit einem eigens geschaffenen Sonderpreis und satten 25.000 Euro wurde deren fortschrittliches Lernlabor "Anne Frank. Morgen mehr" in den Mittelpunkt gerückt – als Brücke zwischen Vergangenheit und einer offenen, vielfältigen Gegenwart. Neben viel wissenschaftlichem Applaus kamen auch die "großen Tiere" der Politik zu Wort: Düzen Tekkal, Sozialminister Manfred Lucha und als Vertreterin der Bundesministerin Mareike Wulf traten ans Rednerpult. Wer behauptet, Literaturpreise seien bloß Selbstfeiern, dem entging an diesem Abend die Nähe zur Wirklichkeit.
Die Stiftung Ravensburger Verlag hat anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens gleich mehrere Preise verliehen: Der Buchpreis Familienroman 2025 ging an Yannic Han Biao Federer, dessen Roman sich tiefgründig und schonungslos mit dem Verlust und der Trauer junger Eltern auseinandersetzt und dabei auch gesellschaftliche Missstände anspricht. Die Bildungsinitiative related e. V. in Berlin-Neukölln wurde für ihren Einsatz gegen Bildungsbenachteiligung mit dem Leuchtturmpreis Ehrenamt ausgezeichnet; sie steht exemplarisch für den Vormarsch zivilgesellschaftlicher Akteure, denen Bildungsgerechtigkeit ein Herzensanliegen ist. Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt erhielt einen mit 25.000 Euro dotierten Sonderpreis, weil sie mit innovativen Lernkonzepten Erinnerungskultur mit politischer und gesellschaftlicher Bildung verbindet. In aktuellen Medienberichten und Diskussionen zur Preisverleihung werden vor allem Federers Fähigkeit, persönliches Leid literarisch aufzubereiten, und der gesellschaftliche Anspruch der Ausgezeichneten betont. Laut taz wird auch das Engagement für Antidiskriminierung und demokratische Bildung in Frankfurt als wegweisend gesehen (vgl. taz.de). Zeit.de hebt hervor, dass freiwilliges Engagement und neue Bildungsformate in ganz Deutschland zunehmend Beachtung finden, insbesondere vor aktuellen Herausforderungen wie Migration und wachsender sozialer Spaltung. Die Richtung ist klar: Die Arbeit von Initiativen wie related e. V. und die ersehnte Wertschätzung für Bildungsarbeit gewinnen an Relevanz – und erinnern daran, dass Literatur und gesellschaftliche Innovation immer wieder zusammenfinden.