So gern Jugendliche auf TikTok unterwegs sind – in Sachen Datensammlung herrscht dort oft völlige Ahnungslosigkeit. Likes, Kommentare, ja, klar, aber was TikTok alles im Hintergrund speichert und wofür die empfohlenen Videos letztlich stehen? Darüber denkt kaum jemand nach – eine Teilnehmerin sagt sogar ziemlich ehrlich, sie habe sich „noch nie Gedanken über die App gemacht, einfach runtergeladen und losgelegt“. Medienwissenschaftlerin Dr. Leonie Alatassi meint, an dieser Stelle müsse Aufklärung ansetzen: Wer versteht, wie und warum Daten genutzt werden, kann auch bewusst die eigenen Einstellungen anpassen.
Die Studie zeigt: Das, was Jugendliche mit Algorithmen machen, passiert meist aus dem Bauch heraus. Sie genießen die For-You-Page, erkennen aber selten, dass jeder Swipe und Like ihre Empfehlungsliste weiter personalisiert. Selbständiges Steuern ist für viele eher Ausnahme als Regel. Interessant: Kommt Kontostand, also das Gefühl, von Sachen genervt oder manipuliert zu werden, reagieren viele mit Gegendruck – mal wird pausiert, mal versucht, das eigene Nutzer-Profil gezielt zu „säubern“.
Gefühlslage? Eher positiv – für die meisten ist TikTok ein angenehmer Zeitvertreib, die Inhalte werden gern gesehen und die App quasi als Kumpel wahrgenommen, der persönlich passende Clips aus dem Ärmel schüttelt. Und doch bleibt ein Rest Zögern: Politische Informationen oder Nachrichten werden zwar konsumiert, aber als „nicht ganz echt“ angesehen. Für Wahlentscheidungen nutzen nur wenige TikTok – zu viel Spaß, zu wenig Kontrollierbarkeit. Typisch eigentlich für eine Plattform, bei der Unterhaltung und Information eng beieinanderliegen.
Jugendliche und junge Erwachsene nutzen TikTok häufig und mit Begeisterung, wissen aber über die genauen Datensammlungs- und Empfehlungsmechanismen der Plattform wenig bis nichts. Mit steigendem Alter wächst zwar das Verständnis für Funktionsweisen, die meisten Handlungen rund um den Algorithmus passieren allerdings unbewusst. Viele erleben eine Mischung aus Wertschätzung für den personalisierten Content und einem Widerstand dagegen, fremdbestimmt zu werden, was sich in Pausen, Swipes gegen uninteressante Inhalte oder manipulativem Interagieren äußert.
Ergänzt durch aktuelle Recherchen zeigt sich, dass TikTok immer stärker zur zentralen Nachrichten- und Diskussionsquelle junger Nutzer:innen avanciert, aber gleichzeitig eine problematische Rolle im Hinblick auf Desinformationen spielt. Medienhäuser experimentieren mit visuellem Journalismus, stehen aber vor der Herausforderung, Glaubwürdigkeit mit der Schnelllebigkeit und Mem-Kultur der App zu verbinden. In der internationalen Debatte um Regulierungen und mögliche Verbote wächst der Druck auf die Plattform, transparenter zu agieren, auch weil politisches Influencing und algorithmische Benachteiligung bestimmter Inhalte zunehmend in den Blick geraten.