Verlangen, Frust und Kontrolle: 'Terra Xplore' hinterfragt den Umgang mit Essen

Warum lassen sich so viele Menschen vom Essen mitreißen, obwohl sie es eigentlich besser wissen? Leon Windscheid taucht in der neuen 'Terra Xplore'-Folge ins Thema Esssucht ein und sucht im ZDF und online nach Antworten darauf, wie stark Genuss, Gewohnheit und Psyche miteinander verflochten sind.

heute 13:07 Uhr | 15 mal gelesen

Essen: Trostspender, Alltagsbegleiter, aber manchmal auch eine unsichtbare Last. Torsten Prix, der offen über seine Binge-Eating-Störung spricht und über 250 Kilo wiegt, erzählt ehrlich davon, dass für ihn Essen gleichzeitig Rettungsanker und Belastung ist. Die Neurologin Dr. Sharmili Edwin Thanarajah vom Universitätsklinikum Frankfurt erklärt, wie kleine Happen von Süßem oder Fettigem bereits unser Belohnungssystem anwerfen können – auch, wenn man sich einredet, alles noch im Griff zu haben. Dabei fühlt sich das Verhältnis zu Essen für viele an wie eine Sucht, doch Ernährungspsychologe Dr. Adrian Meule mahnt: 'Ein vorschnelles Etikett schadet mehr, als es nützt. Krankheit und Schwäche lassen sich nicht über einen Kamm scheren, gerade beim Essen schleichen sich unbemerkt neue Routinen ein.' Interessant finde ich die Rolle der Lebensmittelindustrie, die Prof. Dr. Guido Ritter beschreibt: Konsistenz, Geräusche oder Zusätze machen scheinbar ganz simpel Lust auf 'mehr'. Im Studio kommen Menschen zu Wort, die sich zwischen Diätwahn, Scham und Verzweiflung bewegen – ein Thema voller Emotionen und Missverständnisse. Die Sendung wird übrigens barrierearm angeboten – mit Untertiteln, Gebärdensprache und allem Drum und Dran. Wer Kontakt sucht oder Medienmaterial braucht, wird mit Marion Leibrecht (ZDF-Kommunikation) schnell fündig. Mehr Infos gibt's auch im Pressebereich des ZDF sowie im Streaming-Portal.

Die Beziehung zwischen Essverhalten und psychischer Verfassung ist komplexer, als viele denken. Moderne Forschung sieht das gestörte Essverhalten nicht mehr allein als Disziplinproblem, sondern als Ergebnis eines vielschichtigen Zusammenspiels von biologischen, psychologischen und gesellschaftlichen Faktoren. Lebensmittelkonzerne nutzen gezielt Mechanismen, um Konsumenten zu beeinflussen, und schüren so auch das Risiko für Essstörungen. Im gesellschaftlichen Diskurs wird zu häufig vorschnell das Stigma der 'Esssucht' vergeben, ohne die wahren Ursachen – wie Trauma, emotionale Belastungen oder auch ökonomischen Druck – zu hinterfragen. In letzter Zeit veröffentlichte Studien legen nahe, dass gerade die Kombination aus psychischem Stress und gezielt manipulierter Nahrung einen gefährlichen Cocktail bildet – ein Aspekt, den übrigens auch die aktuelle 'Terra Xplore'-Folge kritisch beleuchtet. Ergänzend lässt sich sagen: In den vergangenen 48 Stunden berichtete beispielsweise die Süddeutsche Zeitung über die steigende Zahl junger Menschen mit Essstörungen und wie die Pandemie das Problem zusätzlich verschärft hat. Spiegel Online veröffentlichte einen Analysebeitrag, warum der regelmäßige Konsum verarbeiteter Lebensmittel auf Dauer das Körpersignal für Sättigung untergräbt. Bei ZEIT ONLINE erschien zudem gerade ein ausführlicher Artikel darüber, wie die Lebensmittelindustrie immer trickreichere Strategien sucht, um Snacks unwiderstehlich zu machen.

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