Kirchlicher Vertreter rügt deutsche Migrationspolitik

Prälat Karl Jüsten, Leiter des Katholischen Büros der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin, äußert deutliche Kritik an den aktuellen migrationspolitischen Entscheidungen der Bundesregierung.

15.10.25 22:19 Uhr | 71 mal gelesen

Wenn ich ehrlich bin, hat mich Prälat Karl Jüstens Aussage ein Stück weit überrascht und gleichzeitig nachdenklich gestimmt. Im Gespräch mit dem 'Focus' plädiert er – ganz im Sinne christlicher Grundsätze – für ein grundsätzliches Schutzangebot gegenüber Geflüchteten. Menschen nicht anzuhören, ihre individuellen Geschichten einfach auszublenden, das empfindet er als Fehler. Wörtlich erklärte er: 'Nach unserem Verständnis geht es nicht, die Menschen pauschal abzuweisen, ohne deren persönliche Not genauer zu kennen.' Aber, und das fand ich interessant, er bleibt dabei nicht stur auf seiner Linie stehen. Er räumt ein, die Union versuche, zwischen den Sorgen der Bevölkerung und humanitären Werten zu balancieren. Verständnis klingt da schon mit, allerdings schwingt auch Warnung mit: 'Wir dürfen das Menschliche nicht einfach beiseite schieben.' – Das liegt ihm am Herzen. Integration sieht er übrigens gar nicht so düster: An vielen Stellen funktioniere sie, das müsse man anerkennen. Für mich bleibt nach diesem Statement ein leichtes Gefühl von Zwiespalt und die Frage: Wird das Ringen zwischen Sicherheit und Mitmenschlichkeit je enden?

Im Kern spricht Prälat Jüsten einen alten, immer wieder aufflammenden Konflikt an – den Spagat zwischen humanitärem Anspruch und politischer Realität. Die Bundesregierung bewegt sich auf dünnem Eis: Einerseits sehen sich Entscheidungsträger unter beträchtlichem Druck, Einwanderung zu begrenzen, nicht zuletzt durch lautstarke gesellschaftliche Debatten und teils polarisierte Medienberichte. Andererseits braucht es gerade in Krisenzeiten eine klare Haltung zu Menschenrechten und Integrität – etwas, das Jüsten als moralische Pflicht der Kirche und, ja, auch der Politik betrachtet. Laut aktuellen Berichten in diversen Medien nimmt die Kritik an Abschiebepraktiken und an den Bedingungen für Asylsuchende weiter zu. Zudem hat die deutsche Regierung jüngst Gesetze verschärft, die den Zugang zu Asylverfahren restriktiver gestalten und Abschiebungen erleichtern sollen. Verschiedene Hilfsorganisationen und Vertreter der Kirchen betonen, wie wichtig es sei, individuelle Härten weiterhin zu prüfen, auch wenn der allgemeine gesellschaftliche Druck steigt. Eine umfassende Debatte darüber, was christliche und gesellschaftliche Verantwortung in Sachen Migration heute eigentlich bedeuten, ist also nach wie vor hochaktuell – und alles andere als einfach zu führen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. In einem Artikel von Zeit Online wird ausführlich über die Verschärfung des Asylrechts debattiert. Die Redakteure schildern, wie die Bundesregierung plant, den Kreis der sicheren Herkunftsstaaten zu erweitern – das steht unter starker Kritik von Menschenrechtsorganisationen und Kirchen, die den drohenden Verlust individueller Schutzprüfungen fürchten. Viele Stimmen warnen zudem davor, dass solche Maßnahmen langfristig Konflikte innerhalb der Gesellschaft befeuern könnten. Quelle: Zeit Online.

2. Die Süddeutsche beleuchtet in einem aktuellen Bericht die jüngste Abschiebewelle und die damit verbundenen Demonstrationen in mehreren deutschen Städten. Neben politischen Analysen kommen Betroffene, ehrenamtliche Flüchtlingshelfer und kirchliche Verantwortliche zu Wort, die sowohl Chancen als auch Schattenseiten der aktuellen Politik hervorheben. Der Artikel wirft die Frage auf, wie humanitäre Werte und gesellschaftliche Interessen miteinander in Einklang gebracht werden könnten. Quelle: Süddeutsche Zeitung.

3. Bei der Deutschen Welle steht die praktische Umsetzung von Integration im Fokus: Die Redaktion stellt Programme vor, die in Zusammenarbeit mit den Kirchen und zivilgesellschaftlichen Initiativen entstanden sind. Besonders hervorgehoben werden dabei gelungene Integrationsprojekte, aber auch die bürokratischen Hürden, an denen etliche Schutzsuchende scheitern. Trotz aller Kritik an politischen Entscheidungen zeigt sich: Das Engagement vor Ort hat vielerorts erstaunlich positive Auswirkungen. Quelle: Deutsche Welle.

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