Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt plädiert für eine offene und kritische Debatte über die Klarnamenpflicht im Internet – nicht zuletzt, weil digitale Anonymität häufig ausgenutzt würde, um Hass und Hetze zu verbreiten. Er sieht in der Anonymität ein Problem für den Rechtsstaat, insbesondere dann, wenn es zu Bedrohungen oder gezielten Angriffen gegen Menschen im Netz kommt – mit unterschwelligem Risiko für die demokratische Kultur. Interessanterweise findet diese Diskussion vor dem Hintergrund einer wachsenden Anzahl von Angriffen auf Politiker*innen und einer intensiven Debatte über digitale Zivilcourage statt. Aktuelle Recherchen belegen, dass nach dem Mord an einem SPD-Politiker in Mannheim die politische Gewalt und Hetze im Netz stark zugenommen hat. Die Bundesregierung diskutiert derweil neue Maßnahmen, um digitale Straftaten konsequenter zu verfolgen; eine generelle Klarnamenpflicht wird aber auch von Verfassungsrechtlern kontrovers eingeschätzt – einerseits könnten Opfer besser geschützt werden, andererseits drohen Einschränkungen für Aktivist*innen und Whistleblower. Mehrere Juristen warnen davor, dass eine Klarnamenpflicht nicht zwingend effektiv gegen Hetze schützt, sondern auch Menschen abschrecken könnte, die auf Missstände hinweisen wollen.