Es braucht einen kulturellen Schwenk in Deutschland, wenn es um Innovationen und Technik geht – das meint zumindest Stefan Hartung, Chef von Bosch. In einem aktuellen Interview (Funke-Mediengruppe) spricht er Klartext: Mehr Risikofreude statt Sicherheitswahn, mehr Mut, auch wenn’s mal danebengeht. Interessant ist dabei der Hintergrund: Der aktuelle Bosch Tech Compass, eine Umfrage in sieben Ländern, zeigt, wie zurückhaltend die Deutschen im internationalen Vergleich beim Thema Technik sind. Ein Bild, das fast an das berühmte „German Angst“ erinnert – immerhin würden laut Studie 57 Prozent der weltweit Befragten manchmal am liebsten auf die Pausetaste drücken, wenn es um technische Neuerungen geht. Bei uns in Deutschland sieht das immerhin fast jeder Zweite so.
Besonders auffällig: Die Mehrzahl der Deutschen ist sich zwar bewusst, dass Technologien wie Künstliche Intelligenz unser Leben entscheidend verändern, aber so recht traut man dem Braten nicht. Da überrascht es kaum, dass nur 40 Prozent sich für die kommende KI-Welt gerüstet fühlen. Es fehlt, so Hartung weiter, nicht am Potenzial – eher am passenden Umfeld. Steuerliche Anreize für forschende Unternehmen und weniger lähmende Bürokratie könnten aus seiner Sicht helfen. Auch das Bildungssystem bekommt sein Fett weg: Gerade mal jeder Dritte glaubt, dass Kinder hierzulande wirklich zum innovativen Denken inspiriert werden.
Damit reihen sich die Deutschen – vielleicht wenig verwunderlich – ganz hinten ein, wenn sie beispielsweise gefragt werden, ob sie bereit wären, auf einem anderen Planeten zu leben. Nur jeder Fünfte könnte sich das vorstellen, während in Indien diese Vorstellung offenbar zwei Drittel der Befragten elektrisiert. Das Misstrauen spiegelt sich auch an anderer Stelle: Kaum jemand will das eigene Gehirn direkt ans Netz koppeln oder persönliche Gesundheitsdaten preisgeben. Offenbar haben wir hierzulande einen eigenwilligen Mix aus Technikbegeisterung und – naja, Vorsicht.
Bosch-Chef Stefan Hartung mahnt an, dass Deutschland dringend die Rahmenbedingungen für Innovationen verbessern müsse. Laut dem neuen Bosch Tech Compass sind die Deutschen im internationalen Vergleich besonders skeptisch gegenüber technologischem Fortschritt und wünschen sich oft sogar, diesen zu bremsen. Hartung setzt sich daher für steuerliche Entlastungen für Investitionen in neue Technologien, mehr Flexibilität in Unternehmen und weniger Bürokratie ein, um Innovationskraft und Akzeptanz in der Gesellschaft zu stärken. Zudem weist die Umfrage auf ein Defizit im Bildungssystem hin: Nur eine Minderheit sieht innovatives Denken ausreichend gefördert. In aktuellen Medienberichten wird diese Forderung nach besseren Rahmenbedingungen häufig unterstrichen, gerade in Hinblick auf den internationalen Innovationswettbewerb und die Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz. Neue Artikel weisen zudem darauf hin, dass zahlreiche deutsche Unternehmen auf zusätzlichen Reformbedarf drängen, um mit dem Tempo globaler Technologieentwicklungen Schritt halten zu können. Die Debatte ist derzeit besonders lebhaft angesichts wachsender Investitionen in Digitalisierung und nachhaltige Technologien, wobei Experten einhellig betonen, dass ohne wirksame Anreize und eine Innovationskultur ein Rückstand droht.