Mehr Arbeit für Taxis – Bahnkrise schlägt auf das Taxigewerbe durch

Während sich Zugausfälle und Verspätungen häufen, springen Taxis immer öfter für gestrandete Bahnreisende ein – mit widersprüchlichen Folgen für die Branche.

heute 01:04 Uhr | 26 mal gelesen

Es ist ein bisschen verrückt: Während sich viele Leute über die Deutsche Bahn ärgern – ständige Verspätungen, ausgefallene Züge, jede Menge Frust – geraten Taxifahrer plötzlich ins Zentrum der deutschen Nahverkehrskrise. Michael Oppermann, der Geschäftsführer vom Bundesverband Taxi und Mietwagen, wirkt dabei gar nicht so erfreut, wie man erwarten könnte, wenn das Geschäft plötzlich brummt. "Die Zahl solcher ‚Rettungsfahrten‘ wächst stetig. Wir befürchten, das bleibt kein kurzes Strohfeuer", erzählte er der NOZ. Vor allem in Großstädten wie Köln oder Hannover, sagt Oppermann, machen die Taxen regelmäßig Bahnkunden Beine, die wegen verpasster Anschlüsse gestrandet sind. Der Grund dafür ist simpel: Diese Städte sind Eisenbahndrehkreuze, da reichen schon kleine Probleme und das Chaos breitet sich aus wie ein nerviges Kettenbriefspiel. Interessant ist aber: Für einzelne Taxifahrer sind diese spontanen, oft langen Fahrten tolle Zusatzgeschäfte – fast wie ein kleines Feiertagsgeschenk. Aber: Das Gesamtgewerbe, meint Oppermann, schwächelt deshalb eher. Wenn Bahnkunden das Vertrauen verlieren und gleich ins eigene Auto steigen, brechen allen in der Branche potenzielle Kunden weg. Die Mobilität stottert dann auf praktisch allen Ebenen – das trifft den Taximarkt doppelt. Beim Geld läuft’s übrigens heutzutage digital: Über bundesweit gültige Gutscheine der Deutschen Bahn werden Taxiunternehmen direkt abgerechnet. Ein modernes Trostpflaster, aber keinen echten Ausgleich für Unsicherheit, Sorgen und Wettbewerbsdruck.

Störungen bei der Bahn wirken sich inzwischen spürbar auf das Taxigewerbe aus. Zwar nehmen die Fahrten für gestrandete Fahrgäste stark zu, was einzelnen Taxifahrern ein kleines Geschäft beschert, langfristig fürchtet die Branche jedoch um ihre Attraktivität. Wenn das Vertrauen in den öffentlichen Verkehr insgesamt sinkt, wechseln mehr Menschen dauerhaft aufs private Auto – eine Entwicklung, die die gesamte Taxibranche existenziell bedroht. Zugleich wächst die Konkurrenz, sowohl durch Fahrdienste als auch durch neue Mobilitätsmodelle wie Carsharing. Aktuelle Berichte zeigen zudem, dass sich die Infrastrukturprobleme der Bahn – etwa durch marode Strecken und Personalmangel – weiter verschärft haben. Viele Reisende beklagen, dass die Notfallmaßnahmen der Bahn (wie Taxigutscheine) das eigentliche Problem nicht lösen, sondern allenfalls einen kurzfristigen Ausweg bieten (Stand: Juni 2024).

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