Manchmal beginnt Wandel leise – im Enzkreis jedoch spricht man inzwischen durchaus offen und mit einer Prise Stolz über die neuen Raumkonzepte im Landratsamt. Schon 2021 machte das Amt Nägel mit Köpfen und beschloss, die alten Arbeitsstrukturen hinter sich zu lassen. Die Richtung? Mehr Flexibilität, mehr Miteinander, mehr Zukunft. Den Anfang markiert der neue Bau an der Ebersteinstraße in Pforzheim, der als eine Art Blaupause dienen wird. Es bleibt nicht bei Einzelprojekten: Auch in Mühlacker ist eine Außenstelle im Fokus, wobei hier ungewöhnlich eng mit dem ansässigen Investor Craiss kooperiert wird – was, nebenbei bemerkt, frischen Wind in die Behördendenke bringt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit Drees & Sommer spiegelt sich in einem nutzerzentrierten Konzept wider – spannend ist, wie konsequent die Beteiligten Workshops und Interviews nutzten, um die tatsächlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden in Erfahrung zu bringen. Diese Detailtiefe lässt vermuten, dass es eben nicht nur um hübsche Wände und Sofaecken geht. Von der Empfangshalle bis hin zum Arbeitsplatz wurde alles hinterfragt. Ein, für Behörden beinahe mutiger Schritt: Das Drei-Zonen-Modell, das Besucherbereiche, halböffentliche Beratungsräume und interne Rückzugsorte unterteilt. Im öffentlichen Bereich begegnen sich Mensch und Amt auf Augenhöhe, im Beratungsbereich bleibt Diskretion gewahrt (endlich!), und intern können Mitarbeitende wirklich zur Ruhe kommen. Diese Zonierung mag an ein modernes Hotel erinnern – ein Bild, das im Amtskontext durchaus erstaunen dürfte. Auf mich wirkt das alles wie ein bewusster Abschied vom verstaubten Amtsklischee. Das Raumkonzept holt Mitarbeitende wie Besucher ab, schafft Platz zum Austauschen und Durchatmen. Man merkt schon: Hier wurde mitgedacht, wahrscheinlich mehr als für manche bequem ist. Ein ambitioniertes Projekt, das Organisation und Beziehungsgestaltung zusammendenkt – und stärker als gewohnt Menschen in den Mittelpunkt rückt.
Im Kern geht es bei den neuen Raumkonzepten im Landratsamt Enzkreis darum, Verwaltung und Bürgerservice radikal neu zu denken – Stichwort: Arbeitswelten 4.0. Der Ansatz hebt sich durch intensive Einbindung der Mitarbeitenden und konsequente Nutzerorientierung ab; Workshops, Interviews und Expertisen helfen, passgenaue, flexible Strukturen zu schaffen, die Technik, Ästhetik und Funktionalität sinnvoll verbinden. Neueste Medienberichte zeigen, dass solche Projekte gerade in Behörden eher selten sind, während aktuelle Tendenzen im öffentlichen Sektor darauf hindeuten, dass Digitalisierung, New Work und Bürgernähe zunehmend als Ressource gegen Fachkräftemangel und Frustration gesehen werden. Dass inzwischen auch das Jobcenter zum All-inclusive-Amt wird (von Kfz über Beratung bis zum Caféfeeling), spiegelt einen echten Kulturwandel wider. Viele andere Landkreise schauen laut FAZ und Zeit bereits interessiert auf den Enzkreis, weil sich dort offenbar zeigt, wie es auch ohne anonyme Amtsmühlen gehen kann.