Manchmal stellt man sich wirklich die Frage, ob alle Entscheidungsträger jemals einen ganzen Tag in einer Apotheke verbracht haben. Der DAV, maßgeblich vertreten durch Dr. Hubmann, spricht eine Sorge aus, die viele in der Branche seit Jahren beschäftigt: Die Kostenspirale dreht sich weiter nach oben, aber beim Honorar passiert kaum etwas – seit 2013 Stillstand, während im Hintergrund Löhne und Betriebsausgaben klettern. Trotz Ministeriumsgesprächen und etlichen, teils zähen Runden bleibt die Bundesseite erstaunlich stur, fast schon ignorant. Leute in den Ländern sehen das durchaus anders und fordern ein klares Bekenntnis, den Koalitionsvertrag auch wirklich umzusetzen, also mehr Geld in die Apothekenstrukturen zu stecken.
Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit wächst. Während die Bundesregierung immer neue Aufgaben wie Impfungen oder Präventionsberatung an die Apotheken übertragen will, werden die Strukturen systematisch ausgehungert – ausgelaugte Teams, schwindende Standorte. Ein wenig Ironie ist nicht zu leugnen: 1,9 Prozent der Ausgaben der Krankenkassen fließen überhaupt nur zu Apothekern. Trotzdem müssen sie gefühlt immer wieder als Sündenbock herhalten, wenn es irgendwo finanziell knirscht. Und dabei ist die Zahl der Apotheken in den letzten Jahren messbar geschrumpft. Hubmann appelliert – wahrscheinlich nicht zum ersten Mal – an Politik und Entscheidungsträger, die Misere endlich anzuerkennen und zu handeln. Bleibt zu fragen: Wie lange geht das noch gut, ohne dass es einen echten Knall gibt?
Die Debatte um eine faire Vergütung von Apotheken in Deutschland ist weiterhin ungelöst – der DAV fordert eine deutliche Aufstockung der finanziellen Mittel. Trotz der politisch beschlossenen Apothekenreform bleibt die zentrale Problematik, nämlich die stagnierende Honorierung seit über einem Jahrzehnt, unangetastet, und das bei massiv gestiegenen Kosten. Immer häufiger müssen kleine und mittlere Apotheken vor Ort schließen, was die Versorgung gerade in ländlichen Gegenden gefährdet. Viele Landesregierungen stellen sich mittlerweile hinter die Kritik der Apothekerschaft, doch bislang zeigt sich die Bundesregierung wenig kompromissbereit. Wer mit Apothekern spricht, hört zwischen den Zeilen die Angst vor dem endgültigen Aus – nicht wegen fehlender Innovation, sondern weil die wirtschaftliche Basis Stück für Stück erodiert. Übrigens: Im internationalen Vergleich investiert Deutschland relativ wenig in die Apothekenversorgung, was angesichts häufiger Arzneimittelengpässe noch schwerer wiegt. Recherchen aus taz, Die Zeit und DW bestätigen, dass auch Patienten zunehmend Unmut über die schlechte Erreichbarkeit von Medikamenten und Serviceleistungen äußern.