Als Dommermuth neulich mit dem Focus sprach, klang er alles andere als optimistisch. Er zeichnete ein Bild von einer Lage, die nicht nur komplex, sondern – ich zitiere – 'vielschichtig bis total' abhängig sei. Besonders fatal findet er: US-Firmen haben sich die ganze digitale Kette unter den Nagel gerissen. Von der Hardware über riesige Rechenzentren bis hin zu zentralen KI-Anwendungen – überall steckt amerikanisches Know-how, amerikanisches Eigentum.
Daraus folgt für Dommermuth, dass Europa immer weniger an den digitalen Wertschöpfungen teilhat. Etwas überspitzt gesagt: Wir schauen zu, wie unser Kuchen Stück für Stück über den Atlantik wandert. Besonders besorgt ist er, wenn er an den politischen Windwechsel denkt – Stichwort: eine zweite Trump-Präsidentschaft. Was, wenn einmal jemand diese Dominanz ganz gezielt gegen uns Europäer einsetzt?
Dommermuths Gegenvorschlag klingt nicht nach Revolution, sondern nach Pragmatismus: Europas Politik solle endlich klare Kriterien für digitale Souveränität festlegen und, wie in den USA üblich, den Staat als gewichtigen Ankerkunden in der eigenen Digitalwirtschaft nutzen. Außerdem sollte man Spielregeln machen, sodass Software, die ab einer gewissen Größe in Europa operiert, auch in Rechenzentren steckt, die tatsächlich europäisch kontrolliert werden – keine bloßen Briefkastenlösungen.
Trotzdem bleibt Dommermuth nüchtern: Die große, gemeinsame Kraftanstrengung bleibe wohl eine Illusion, weder in Berlin noch in Brüssel lässt sich die Dynamik der US-Konzerne so einfach aushebeln. Als Mahnung fasst er zusammen: Viel zu lange wurde weggeschaut – bei Steuertricks, bei Datenschutzproblemen. Jetzt seien Big Tech und Washington ein festes Team, das längst seine eigenen Interessen knallhart verteidigt. Eine Rückkehr zur alten Souveränität? Schwierig.
Im Kern fordert Dommermuth, dass sich Europa nicht länger auf die US-Digitalkonzerne verlassen sollte. Seiner Ansicht nach könnten europäische Vorgaben für Daten- und Cloud-Souveränität ein wichtiger Schritt sein – was allerdings eine bislang nicht absehbare politische und wirtschaftliche Kraftanstrengung voraussetzt. Diese Problematik wurde in den letzten Tagen verstärkt diskutiert: Frankreichs Präsident Macron warnte ebenfalls vor Europas 'digitaler Entmündigung' und sprach sich für eigene, leistungsfähige IT-Infrastrukturen aus. Zudem meldeten Branchenexperten, dass chinesische Tech-Firmen, ähnlich wie US-Konzerne, versuchen, in Europa Fuß zu fassen, was zusätzliche Spannungen auf dem digitalen Binnenmarkt verursacht. Aus verschiedenen Medienberichten geht hervor, dass die EU-Kommission bis Jahresende neue Cloud-Richtlinien plant, die ausländischen Einfluss beschränken und heimische Anbieter stärken sollen.