Deutschlands Wirtschaftsstrategie: Brunnermeier mahnt zu mehr Wandelbereitschaft

Princeton-Professor Markus Brunnermeier kritisiert Deutschlands Hang zu überholten Industriestrukturen und fordert mehr Mut zum Umdenken.

heute 13:32 Uhr | 20 mal gelesen

"Deutschland kann sich nicht aus der Welt herausschälen wie eine Zwiebel", meint Markus Brunnermeier im Gespräch mit dem "Spiegel". Nur weil der Absatz von Elektroautos gerade schwächelt, sei die Lösung nicht, zur alten Tradition des Exports von Verbrennern zurückzukehren. Klar, solche Vorschläge klingen populär, aber sie ignorieren schlicht die Dynamik heutiger Technologie-Sprünge – das wird, so Brunnermeier, unser Wirtschaftsproblem nicht lösen.
Am Montag spricht Brunnermeier auf einem Symposium vom Bundeswirtschaftsministerium in Berlin. Seine Kernaussage: "Moderne Wirtschaftspolitik muss so stabil und flexibel sein wie ein guter Segler, der bei plötzlich auftretenden Stürmen noch Kurs halten kann." Statt wie ein nostalgischer Sammler an alten Industrien zu kleben, solle Deutschland bewusst Chancen ergreifen, die im Neuen liegen. Das biete – trotz allen Risiken – echte Möglichkeiten, den Wachstumsmotor wieder anzuschmeißen.
Besonders beim Thema Arbeitsmarkt sieht Brunnermeier Nachholbedarf: Es fehlt an Allroundern, während zu viele spezialisierte Experten wirtschaftlich gefährlich werden können. Gerade Berufe wie Bankkaufleute, Versicherungsmenschen oder Steuerprofis laufen Gefahr, von künstlicher Intelligenz schlicht überrollt zu werden. Viel wichtiger sei inzwischen eine solide Grundausbildung – alles Weitere könne man draufpacken, je nachdem, welche Fähigkeiten gerade am Markt gefragt sind. Ein Job auf Lebenszeit? Romantisch, aber Vergangenheit.

Markus Brunnermeier warnt, dass Deutschlands Innovationskraft durch das Festhalten an etablierten Branchen und Berufsfeldern ausgebremst wird. Er betont die Notwendigkeit einer anpassungsfähigen Wirtschaftspolitik, die auch unpopuläre Veränderungen zulässt – vor allem angesichts globaler Technologietrends und geopolitischer Verschiebungen. Diese Perspektive wird in der aktuellen Berichterstattung aufgegriffen: Viele Stimmen – etwa in der "Süddeutschen Zeitung" oder bei der "Zeit" – teilen die Sorge, dass Deutschland bei Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz oder E-Mobilität an Tempo verliert. Zusätzlich weisen Experten immer wieder darauf hin, dass starre Bildungswege und festgefahrene Arbeitsstrukturen junge Menschen und Unternehmen ausbremsen. Gerade in den letzten Tagen war außerdem Thema, dass Deutschland seine Rolle in der Weltwirtschaft überdenken muss, vor allem mit Blick auf die Konkurrenz aus China und den USA. Die Debatte um Bildung, Innovation und Flexibilität bleibt also hochaktuell – und Brunnermeiers Impulse tragen durchaus zur nötigen Unruhe bei.

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