Sportliche Höchstleistungen und kultureller Reichtum trafen am 9. November im Guangdong Olympic Sports Center aufeinander – und nicht nur das: Insgesamt 37 unterschiedliche Delegationen nehmen an den diesjährigen, wirklich umfangreichen Nationalen Spielen Chinas teil. Auch Hongkong, Macao und sogar Vertreter großer Industrieverbände sind mit von der Partie, was mal wieder zeigt, wie rasant sich das Land im Bereich Sport zusammenschweißt. Die Reden der politischen Schwergewichte wie Huang Kunming und John Lee Ka-chiu wirkten zwar – wenig überraschend – routiniert, bildeten aber die notwendige staatstragende Kulisse, bevor die eigentlichen Stars des Abends, die Athletinnen, Coaches und Schiedsrichter, ihren Eid ablegten.
Die Eröffnungsfeier war pompös, lässt sich nicht anders sagen – mit einer Show, in der Lingnan-Kultur auf Gegenwart und Zukunft, Drachen- und Löwentänze auf Hochtechnologie trafen. Das Motto „Leidenschaftliche Spiele, dynamische Greater Bay Area“ wurde spürbar, besonders dank einer multimedialen Inszenierung in drei Kapiteln, die sogar einen Bogen von traditionellen Opernklängen bis zu aktuellen Cantopop-Stücken spannte. Ein besonders stimmungsvoller Moment war sicherlich das Entzünden des Feuers: Zwölf Sportgrößen liefen mit der Fackel durch das Stadion, bevor am Ende drei Fackelläufer die Hauptflamme entzündeten – irgendwie elektrisierend, auch wenn man kein ausgewiesener Sportfan ist.
Mit prominenten internationalen Gästen wie IOC-Präsidentin Kirsty Coventry war die Bühne richtiggehend global aufgestellt. Bis zum 21. November werden noch über 14.000 Athletinnen und Sportler in knallharten Wettbewerben um Medaillen kämpfen, begleitet von zigtausend weiteren Breitensportlern. Das Ganze wirkt fast, als wolle China demonstrieren: „Wir können das, und zwar ziemlich eindrucksvoll.“
Die 15. Nationalen Spiele in Guangzhou sind nicht nur ein sportliches Großereignis, sondern auch ein politisches und kulturelles Statement: Sie verbinden erstmals die drei Regionen Guangdong, Hongkong und Macao bei der Organisation, was als Zeichen für die Integration der Greater Bay Area gelesen werden kann. Berichte in der Süddeutschen Zeitung und bei der DW heben hervor, dass neben sportlichen Wettbewerben insbesondere der Einsatz moderner digitaler Inszenierung bei der Eröffnungsfeier, die umfassende Beteiligung internationaler Gäste sowie die Mischung aus Tradition und Fortschritt im Fokus stehen. Viele Kommentatoren sehen in der breiten Teilnahme der verschiedenen Provinzen und Verbände eine gezielte Stärkung des nationalen Zusammenhalts durch den Sport, begleitet von einer selbstbewusst inszenierten Globalisierung Chinas.