Bahnfahren in Deutschland: Kommt endlich echte Konkurrenz auf die Schiene?

Das Verkehrsministerium zeigt sich überraschend offen für mehr Wettbewerb beim Fernverkehr – vielleicht rollt demnächst nicht mehr nur die Deutsche Bahn durch Deutschland.

heute 13:31 Uhr | 20 mal gelesen

Ganz ehrlich, Bahnfahren in Deutschland ist ein bisschen wie Monopoly spielen: Wer alles besitzt, bestimmt auch die Regeln. Nun klingt es fast schon revolutionär, was eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums verlauten ließ – man wolle Hindernisse für neue Wettbewerber im europäischen Schienenfernverkehr abbauen. Genau genommen drückt man der Deutschen Bahn nicht gerade die Daumen beim Monopol-Erhalt. Sogar auf EU-Ebene, also wo manchmal Beschlüsse gefühlt nur im Zeitlupentempo gefasst werden, setzt sich das Ministerium für mehr Marktzugang ein. Überraschend? Nicht wirklich, denn kritische Stimmen von Fahrgästen, die über späte Züge, volle Waggons und explodierende Preise klagen, gibt’s nicht zu knapp. Noch sind außer Flixtrain nicht viele ernstzunehmende Konkurrenten in Sicht – die italienische Staatsbahn FS und der Fernzug-Anbieter Italo haben angeblich allerdings schon Pläne geschmiedet. Bisher sind das aber vor allem Gerüchte und erste Strategiepapiere. Wenn die wirklich auf Strecke gehen, wird die nächste ICE-Verspätung vielleicht nicht mehr die einzige Option für Reisende sein.

Das Bundesverkehrsministerium positioniert sich mittlerweile deutlich wettbewerbsfreundlicher als noch vor wenigen Jahren und setzt sich nachdrücklich für offene Bahnstrecken in ganz Europa ein. Neben Flixtrain liebäugeln derzeit sowohl die italienische Staatsbahn FS als auch Italo offen mit eigenen Fernverbindungen in Deutschland – was laut Branchenbeobachtern durchaus einen Innovationsschub für Service, Preisgestaltung und Zuverlässigkeit bringen könnte. Allerdings müssten dafür noch einige regulatorische und technische Hürden abgebaut werden – etwa Fragen rund um Trassenvergabe, Fahrzeugzulassung oder den Zugang zu Bahnhöfen. Inzwischen gibt es neue Signale aus der Politik, die auf eine schrittweise Öffnung hindeuten. Die Deutsche Bahn müsste bei neuen Wettbewerbern vermutlich ihre Strategie anpassen, beispielsweise flexiblere Tarife anbieten oder ihren Service weiter verbessern, um nicht Marktanteile zu verlieren. In Europa gibt es vergleichbare Entwicklungen: In Frankreich und Spanien fahren bereits mehrere Anbieter auf wichtigen Strecken. Bleibt die spannende Frage, wie schnell sich der deutsche Fernverkehr für mehr Vielfalt öffnet.

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