Die neue Jahresstatistik, die Reporter ohne Grenzen am Dienstag veröffentlichte, zeichnet ein düsteres Bild: Das berufliche Risiko für Journalistinnen und Journalisten bleibt hoch, besonders in Konfliktgebieten. Laut Bericht ist die Gefahr im Gazastreifen besonders groß – dort wurde nahezu jeder zweite getötete Reporter durch Angriffe israelischer Streitkräfte getötet. Auch in der Ukraine sowie im Sudan blieben Angriffe auf die Presse leider keine Ausnahmeerscheinung.
Apropos Zahlen: Weltweit sitzen aktuell mindestens 503 Medienschaffende in 62 verschiedenen Ländern im Gefängnis, wobei China mit 121 Inhaftierten erneut trauriger Spitzenreiter bleibt. Direkt dahinter liegen Russland mit 48 und Myanmar mit 47 Journalisten hinter Gittern. Auffällig zudem: Russland hält mehr ausländische Reporter fest als jedes andere Land, insbesondere 26 Ukrainer.
Darüber hinaus gelten bis zum 1. Dezember 2025 weltweit 135 Journalistinnen und Journalisten in 37 Ländern als spurlos verschwunden – einige sind seit über dreißig Jahren vermisst, was alleine beim Lesen Gänsehaut verursacht. Besonders bedrückend: Dreiviertel dieser Fälle stammen aus Regionen wie dem Nahen Osten oder Lateinamerika. In Mexiko (28) und Syrien (37) mehren sich solche Schicksale dramatisch. Gerade in Syrien vermisst man viele Kolleginnen und Kollegen, die entweder vom sogenannten "Islamischen Staat" (IS) als Geiseln genommen wurden oder vom Assad-Regime in den Abgrund der Vergessenheit verschwanden. Weder politischen Umstürzen noch dem Niedergang extremistischer Gruppen folgten bislang die erhoffte Aufklärung ihrer Schicksale.
Die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten bleibt weltweit gefährlich, und an manchen Orten wird sie fast zum Hochseilakt ohne Netz. Die Erhebung von Reporter ohne Grenzen spiegelt nicht nur die nach wie vor alarmierende Zahl der Toten wider, sondern auch die bedrückende Kontinuität von Haft und Verschwindenlassen, die oft aus politischem Kalkül geschieht. Auffällig ist der konstante Ausnahmezustand in Ländern wie Mexiko, Syrien oder dem Gazastreifen, denen sich, so ein Vergleich etwa mit Berichten von taz oder DW, politisch teils wenig ändert: Gewalt und Einschüchterung gegenüber Medienschaffenden sind vielerorts beinahe selbstverständlich geworden. Hinzu kommen Entwicklungen wie die zunehmende Einschränkung der Pressefreiheit durch neue Gesetzgebung, wie etwa aktuell in Indien oder Russland, was die ohnehin angespannte Lage für unabhängigen Journalismus weiter verschärft. Kritik kommt mittlerweile auch aus Teilen der Gesellschaft selbst: Die anhaltende Straflosigkeit für Täter – sowohl in Demokratien als auch autoritären Systemen – macht viele Reporter und Reporterinnen zu Zielscheiben, ohne dass deren Mörder jemals verfolgt werden. Solche Zustände fordern nicht nur beruflichen Mut, sondern auch Solidarität über Grenzen hinweg.