Weniger Fachkräfte beantragen 'Chancenkarte' als vorher erhofft

Die erst kürzlich eingeführte 'Chancenkarte' für ausländische Fachkräfte stößt bislang auf deutlich geringere Nachfrage als von der Bundesregierung gewünscht.

07.12.25 13:58 Uhr | 24 mal gelesen

Eine Antwort aus dem Bundesinnenministerium auf eine Kleine Anfrage der Grünen zeigt: Die brandneue Chancenkarte, auf die sich viele Hoffnungen richteten, wird bislang zurückhaltend genutzt. Zwischen Juni 2024 und November 2025 vergaben die deutschen Auslandsvertretungen offenbar nur 17.489 Chancenkarte-Titel – ziemlich entfernt von dem einstigen Ziel von 30.000 pro Jahr. Wer die Bedingungen erfüllt, darf zur Jobsuche nach Deutschland kommen. Klingt nach Fortschritt, doch in Sachen Zahlen bleibt Ernüchterung zurück. Im selben Zeitraum wurden außerdem bloß 838 Visa über die sogenannte Erfahrungssäule bewilligt. Dieses Programm richtet sich an Leute mit Berufserfahrung, denen aber ein anerkannter deutscher Abschluss fehlt. Sowohl die Chancenkarte als auch das neue Kriterium mit der Berufserfahrung gehen auf das reformierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2023 zurück. Lamya Kaddor von den Grünen bringt es auf den Punkt: 'Allein Gesetze zu ändern bringt wenig, wenn die Einstellung gegenüber Zuwanderung nicht stimmt.' Die bisherigen Zahlen stünden sinnbildlich für fehlendes Engagement bei der internationalen Ansprache. Ihr Vorwurf: Die Bundesregierung setze mehr auf Diskussionen statt auf tatsächliche Werbung für einladende Zuwanderung. Eigentlich hätte die Chancenkarte Strahlkraft, während andere legale Wege ziemlich unter dem Radar laufen – mit der Folge, dass Deutschland im globalen Wettbewerb um Talente wohl weiterhin alt aussieht.

Trotz der Einführung der sogenannten Chancenkarte gibt es bisher nur relativ wenige Anträge und Zusagen – das Ziel der Bundesregierung wurde klar verfehlt. Ein zentrales Problem bleibt, dass Deutschland sich international nur mäßig als begehrtes Einwanderungsland inszeniert; fehlende Informationskampagnen und teils abweisende Diskussionen im Inland schrecken viele ab. Andere Medien berichten ebenfalls über die schleppende Resonanz: Laut Süddeutscher Zeitung fehlen umfassende digitale Angebote zur Antragstellung, und die Bürokratie bleibt hoch, während die taz auf die zentrale Rolle von integrationspolitischen Initiativen verweist. Die FAZ hebt hervor, dass viele Arbeitgeber mit dem neuen Verfahren noch unsicher umgehen und selten gezielt gesucht wird. Und in aktuellen Debatten auf DW.com wird diskutiert, wie andere Staaten gezielt Anreize für Fachkräfte schaffen und wie Deutschland nachlegen könnte. Besonders in Osteuropa und Asien nimmt man die neuen deutschen Einwanderungschancen bisher kaum wahr – das Image als attraktives Zielland schwächelt weiterhin.

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