Wenn Forschergeist auf Unternehmertum trifft: Die DBU zeichnet ökologische Impulse aus

Chemnitz – Unternehmergeist, Umweltbewusstsein und Innovationskraft: All das kam bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2024 in Chemnitz zusammen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) machte erneut deutlich, dass kluge ökologische Ansätze längst nicht mehr bloß Idealismus sind – sondern Hand in Hand mit wirtschaftlichem Erfolg gehen. Geehrt wurden in diesem Jahr die renommierte Schweizer Klimaforscherin Prof. Dr. Sonia Seneviratne und das Führungsduo Lars Baumgürtel und Dr. Birgitt Bendiek von ZINQ – begleitet von eindringlichen Worten zur Rolle der Nachhaltigkeit als ökonomischer Motor.

heute 11:30 Uhr | 38 mal gelesen

Bonde: Umwelt und Wirtschaft brauchen einander

Es klingt so einfach, fast wie ein Slogan: 'Ökologie ist Motor der Ökonomie.' Doch Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär, meint es durchaus ernst. Für ihn sind Klima- und Umweltschutz alles andere als ein Hindernis für Unternehmen, sondern eher ein Katalysator. Zahlen belegen das: Der aktuelle GreenTech-Atlas zeigt, dass Berufe im Umwelttechnikbereich inzwischen beinahe 3,5 Millionen Menschen beschäftigen. Zum Vergleich: Die Autobranche kommt bundesweit nur auf etwa ein Drittel davon. In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit gern als Belastung verkauft wird, wirkt das wie ein Gegenentwurf. Für Bonde ist genau das Motivation, den deutschen Mittelstand durch kluge Umweltprojekte weiterzudenken – auch gegen politischen Gegenwind.

Niebert: Kreislaufwirtschaft als Zukunftsweg

Wie Transformationsgeist im Mittelstand funktionieren kann, demonstrieren Lars Baumgürtel und Birgitt Bendiek von ZINQ – ein Betrieb, der die klassische Zinkverarbeitung ins Zeitalter des ressourcenschonenden Wirtschaftens überführt. Die DBU sieht in ihnen Vorbilder für eine Industrie, die sich selbst neu erfindet, anstatt an alten Rezepten festzuhalten. Das Motto: 'Den Sprint in Richtung Zukunft kann man nicht rückwärts laufen', wie Prof. Kai Niebert – Vorsitzender des DBU-Kuratoriums – es so trocken wie treffend formuliert. Ihnen zur Seite steht Forscherin Sonia Seneviratne: Sie verbindet wissenschaftliche Exzellenz mit dem Mut, Erklärungen auch dann zu liefern, wenn die Faktenlage noch nicht zu 100 Prozent eindeutig ist. Ihre Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Böden, Klima und Vegetation gelten inzwischen als unentbehrlich bei der Frage, wie wir uns gegen Wetterextreme besser wappnen.

Zukunftsforschung und Mikrozink

Die Klimaforscherin Seneviratne erhält den Preis für ihre grundlegenden Arbeiten zur Land-Klima-Dynamik. Was sehr abstrakt klingt, schleicht sich mittlerweile auch in die Alltagspolitik ein: Es geht um nichts weniger als den Schutz von Böden und deren Fähigkeit, CO2 aufzunehmen. Dramatisch wird es, wenn ausgetrocknete Felder sich vom CO2-Speicher zur Klima-Hypothek wandeln. ZINQ setzt dagegen auf Erfindungsgeist im Industriebereich: Mit einer patentierten Mikrozink-Schicht, dünner als ein menschliches Haar, wird das Verzinken von Stahlteilen effizienter und ressourcenschonender als je zuvor. Das mag nach technischem Kleinklein klingen, entscheidet aber im Zweifel mit darüber, wie nachhaltig Brücken, Windräder, Balkone oder sogar Schubkarren in Zukunft gebaut werden.

Hintergrund: Preisvergabe und Auswahl

Der Deutsche Umweltpreis wird jährlich an Einzelpersonen oder Teams verliehen, die sich in besonderer Weise um den Umweltschutz verdient gemacht haben. Vorschläge dürfen aus dem gesamten Spektrum gesellschaftlicher Akteure kommen – nur Eigenbewerbungen sind tabu. Eine unabhängige Jury, besetzt mit Fachleuten aus unterschiedlichsten Bereichen, prüft und empfiehlt der Stiftung die diesjährigen Preisträger. Weitere Informationen gibt’s auf www.dbu.de/umweltpreis.

Der Deutsche Umweltpreis der DBU, mit 500.000 Euro einer der höchstdotierten Preise Europas, setzt dieses Jahr erneut ein klares Zeichen: Wissenschaftlicher Fortschritt und ökologisch denkendes Unternehmertum sind nicht nur kompatibel, sondern befruchten sich gegenseitig. Besonders bemerkenswert: Preisträgerin Prof. Seneviratne lieferte entscheidende Beiträge zur Berücksichtigung von Bodenfeuchte und Vegetation in globalen Klimamodellen – diese Erkenntnisse erleichtern heute die Vorhersage und Abmilderung von Folgen extremer Wetterlagen, wie sie in Deutschland erneut aktuell wurden. Auch der industrielle Wandel am Beispiel ZINQ zeigt: Selbst rohstoff- und energieintensive Sektoren können durch technische Innovation und kreislaufbasiertes Denken Massstäbe im Ressourcen- und Klimaschutz setzen.

Recherche-Update: In mehreren aktuellen Medienberichten (FAZ, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung) wird angesichts der anhaltenden Dürren und Starkregen in Mitteleuropa die Forderung nach einer stärkeren Verzahnung von Ökonomie und ökologischer Innovation lauter. Besonders betont wird, dass Unternehmen, die in nachhaltige Geschäftsmodelle investieren, zunehmend von finanziellen Vorteilen, besserer Risikostreuung und gesellschaftlicher Akzeptanz profitieren – während wirtschaftliche Trägheit gegenüber der Klimakrise als existenzielle Bedrohung gesehen wird. Der Trend geht laut Experten immer klarer dahin, fossile Traditionen zugunsten nachhaltiger Grundsätze systematisch zu überwinden.

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