Satire unter Druck: Jan Böhmermann versammelt internationale Comedians zur Debatte

Mainz – Am 24. Oktober gewährt das 'ZDF Magazin Royale' zum ersten Mal überhaupt einen Blick hinter die Kulissen der bislang verborgenen 'International Comedy Union' (ICU). Unter der Federführung von Jan Böhmermann kommen führende Köpfe der internationalen Comedy-Szene in Berlin zusammen, um in entspannter, aber auch ernster Runde über Satire, Politik und ihre Verantwortung als Grenzgänger des Humors zu diskutieren. Die exklusive Sendung läuft am Freitag, dem 24. Oktober 2025, um 23.00 Uhr im ZDF – und steht ab 20 Uhr schon im Stream bereit.

heute 12:56 Uhr | 58 mal gelesen

Wenn Witz plötzlich politisch wird, stellt sich die Frage: Wie weit können Satiriker in einer zunehmend sensiblen, ja fast schon allergischen Medienlandschaft überhaupt noch gehen? Die ICU – eine zunächst geheim gehaltene, illustre Runde aus Comedygrößen verschiedener Länder – ringt während der Tagung in Berlin um genau diese Fragen. Gastgeber Jan Böhmermann bringt das Dilemma auf einen Nenner: „Wenn das echte Leben zur Parodie wird, was bleibt dann noch für uns übrig?" Zu Gast: Arjen Lubach, Scharfzüngler aus den Niederlanden, der über den Wahlkampf in seiner Heimat berichtet; der Finne Anders Helenius, der mit typisch trockenem Humor fragt, warum ausgerechnet Finnland als das fröhlichste Land der Welt gilt; Portugals Fernsehstar Filomena Cautela ordnet das Politgeschehen zwischen ESC und Alltag ein, und Jena Friedman aus den USA blickt mit Blick auf die turbulenten Trump-Jahre auf die Situation von Comedy in ihrer Heimat. Loyiso Gola aus Südafrika liefert einen transkontinentalen Blick auf die Herausforderungen von Humor und Meinungsfreiheit. Hinter den Kulissen wird viel gelacht, aber auch leidenschaftlich gestritten – über rote Linien, Selbstzensur, aber auch darüber, wie ein einziger Witz einen gesellschaftlichen Nerv treffen kann. Kurioserweise bleibt die Frage offen, ob Satire die Realität überhaupt noch einholen kann.

In einer Zeit, in der Meinungsfreiheit weltweit zunehmend bedroht erscheint, will die ICU-Tagung mit Jan Böhmermann und internationalen Kollegen deutlich machen, wie Satire als gesellschaftliches Frühwarnsystem wirken kann – und zugleich ihre eigenen Grenzen erlebt. Während in Ländern wie den USA humoristische Kritik angesichts wachsender Polarisierung schwieriger wird, zeigt das Zusammentreffen, wie unterschiedlich Comedians weltweit ihren gesellschaftlichen Auftrag verstehen. Neuere Berichte aus deutschen Medien betonen zudem die Bedeutung von Satire für die Demokratie; das Magazin Royale legt den Finger in die Wunde: Humor kann Missstände sichtbar machen – ist aber längst keine Selbstverständlichkeit mehr. { }Gleichzeitig beschäftigt viele Comedians die Angst vor Cancel Culture und politischer Instrumentalisierung. Beispielsweise nahm jüngst auch die Süddeutsche Zeitung die Rolle von Satire als gesellschaftlichen Spiegel unter die Lupe und fragte nach ihrer Wirksamkeit gegen Populismus. Die taz wiederum wies darauf hin, dass Satire gerade in autoritären Systemen eine Überlebensstrategie für freie Meinungsäußerung bleibt – aber auch in Demokratien zunehmend angegriffen wird. Kritische Stimmen aus der Medienlandschaft werfen die Frage auf, ob die Satire nicht Gefahr läuft, handzahm oder gar irrelevant zu werden, wenn die Realität selbst immer absurder erscheint.

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