Precht trifft T.C. Boyle: Steuern wir auf das Ende der Zivilisation zu?

Mainz – Hat unsere Gesellschaft den Humanismus wirklich schon hinter sich gelassen? Oder erleben wir gerade das laute Comeback uralter Machtmechanismen? Philosoph Richard David Precht spricht im ZDF mit T.C. Boyle über die dunklen und hellen Seiten unserer Zeit. Die Folge „Ist unsere Zivilisation noch zu retten?“ läuft am Sonntag, 7. Dezember 2025, um 23:45 Uhr im ZDF und parallel dazu ab 8 Uhr in der ZDF-App und online.

heute 16:13 Uhr | 2 mal gelesen

Es scheint fast, als hätte T.C. Boyle einen sechsten Sinn für die Risse im amerikanischen Traum entwickelt. In seinen Romanen schält er das Absurde und Erschreckende aus einer Gesellschaft, die sich mehr und mehr von ihren Idealen entfernt. Die USA, so Boyle, seien längst nicht mehr der Gezeitenhof von Freiheit und Demokratie. Stattdessen sieht er da viel Ratlosigkeit und, ja, auch das Aufkommen alter Instinkte: Wer ist der oder die Stärkere? Doch, und das gefällt mir bei Boyle, es bleibt bei ihm immer ein winziger Rest Hoffnung: Vielleicht kann das demokratische Prinzip ja doch noch die Kurve kriegen. Ob das reicht, um den Westen zu retten? Selbst Boyle lässt das tapfer offen. Aber eines gibt er zu bedenken – das Spiel ist noch nicht aus, so trostlos es manchmal wirken mag.

Im Zentrum der Sendung steht die Frage, ob der Humanismus noch als Leitbild für unsere Gesellschaft taugt oder ob zunehmend archaische Überlebensstrategien den Takt angeben. Während Boyle den Niedergang der USA literarisch seziert, glaubt er dennoch an die Regenerationskraft demokratischer Systeme und an Wendepunkte, die aus Krisen erwachsen können. Nach aktuellen Berichten (u.a. auf Spiegel.de) rücken auch andere Intellektuelle und Autoren die Gefährdung westlicher Werte und die wachsende gesellschaftliche Polarisierung in den Vordergrund; dennoch gibt es Stimmen, die betonen, dass konstruktive politische Bewegungen und das Beharren auf demokratischen Praktiken weiterhin Hoffnung erlauben. T.C. Boyles Desillusionierung ist keine Lähmung, sondern, so ließe sich vielleicht zuspitzen, ein Antrieb, genauer und kritischer hinzusehen. Ergänzend lässt sich mit Blick auf neue Debatten in deutschen Medien anfügen, dass der Streit um den Zustand westlicher Gesellschaften nicht nur auf den USA lastet, sondern längst europäische Diskurse infiziert hat.

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