Dienstagnachmittag in Straßburg: Im Plenum sitzt Unruhe, weil eine Entscheidung ansteht, die wohl so schnell nicht wieder rückgängig gemacht wird. Nach intensiven Debatten haben die Abgeordneten eine umfassende Reform der Führerschein-Richtlinien durchgewunken. Was sich dadurch für Autofahrer, Berufskraftfahrer – und ehrlich gesagt, für fast alle auf Europas Straßen – verändern wird? Mehr als viele ahnen. Das klingt bürokratisch, steckt aber voller Alltag. Digitaler Führerschein auf dem Handy? Kommt. Striktere Fahrausbildung? Auch. Wer den Schein neu macht, muss bald zeigen, was er über Risiken von Toten Winkeln, Assistenzsystemen oder auch den berühmten 'Dutch Reach' beim Türenöffnen weiß. Die Prüfung wird umfangreicher – nicht nur das Lenkrad festhalten. Dazu ein Schwerpunkt: Wie verhalte ich mich gegenüber den Schwächsten im Straßenverkehr, also Fußgängern, spielenden Kindern, Leuten auf E-Scootern oder Radfahrern?
Zu den Details: Der Papierführerschein wird langsam zum Museumsstück – absehbar wird alles nach und nach digitalisiert. Für Motorrad- und PKW-Lenker gilt künftig eine maximale Führerscheingültigkeit von 15 Jahren. Für Bus- und Lkw-Fahrer bleibt es noch kürzer: 5 Jahre – auch, weil ihre Gesundheit engmaschiger überwacht werden soll. Besonders im Blick: Senioren ab 65. Für sie können die Einzelstaaten die Fristen fürs Führerschein-Update verkürzen und öfter Gesundheitstests fordern.
Einen radikalen Bruch gibt es für junge Fahrer. Eine europaweite Probezeit von mindestens zwei Jahren steht bevor, während der Verstöße doppelt zählt: Strenge Limits für Alkohol, konsequentere Strafen, schon beim Gurte-Vergessen. Für Berufskraftfahrer gibt es Erleichterungen – mit passendem Nachweis gibt es Lastwagen-Führerscheine schon ab 18, Busfahrer dürfen ab 21 ran. Und: Wer mit 17 fahren will, braucht eine erfahrene Begleitung auf dem Beifahrersitz.
Noch ein gravierender Punkt: Krasse Geschwindigkeitsüberschreitungen oder schwere Delikte wie betrunkene Fahrten können bald EU-weit Fahrverbote nach sich ziehen. Die Behörden der einzelnen Länder müssen sich dann sofort darüber austauschen – das verhindert, dass man mit einem neuen Führerschein einfach im Nachbarland weitermacht.
Was noch? Die Mitgliedsländer haben nun drei Jahre Zeit, um die Regeln zu übersetzen – also: in ihre Gesetze zu gießen. Und dann gibt es noch ein Jahr Puffer, bevor alles in Kraft tritt. Kurz gesagt: Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen.
Die aktuellen Änderungen bei den EU-Führerscheinvorschriften zielen darauf ab, die Sicherheit im Straßenverkehr nachhaltig zu erhöhen und den Straßenverkehr moderner zu gestalten. Besonders auffällig sind die vorgesehenen digitalen Führerscheine, die europaweit eingeführt werden sollen, sowie strengere Regeln für Fahranfänger. Auch im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Raserei und Alkohol- oder Drogendelikte setzt das EU-Parlament neue Akzente, denn Fahrverbote sollen künftig unionsweit durchgesetzt werden können. Hinzu kommt: Laut weiteren Medienberichten werden auch Fahrten mit selbstfahrenden Fahrzeugen künftig geprüft, damit die Ausbildung zukunftsorientiert bleibt (z.B. Fokus auf Systeme zum automatisierten Fahren; Quelle: FAZ). Die Bundesregierung begrüßt schärfere Regelungen, verweist aber auch auf den hohen bürokratischen Aufwand bei der nationalen Umsetzung. Gewerkschaften und Automobilclubs werten gerade die Erleichterungen für den Erwerb des Lkw- bzw. Busführerscheins als dringend notwendige Maßnahme für den Arbeitsmarkt (z.B. „dringend benötigte Flexibilität“ nach Ansicht des ADAC). Bei Kritiker:innen stoßen jedoch die Vorschriften für Senioren auf Ablehnung, ebenso wie die generellen verschärften Prüfungen.