Deutsche misstrauen zunehmend Staat und Medien

Das Ansehen von Institutionen wie Regierung und Presse fällt weiter – nur noch dem Bundesverfassungsgericht bringt eine Mehrheit Vertrauen entgegen.

11.12.25 07:31 Uhr | 57 mal gelesen

Eine aktuelle Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, beauftragt von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zeigt: Das Vertrauen in zentrale staatliche Einrichtungen und Medien hierzulande bröckelt weiter. Interessant – oder vielleicht auch beunruhigend – ist, dass von 2021 bis heute das Vertrauen ins Bundesverfassungsgericht von stolzen 81 Prozent auf 63 Prozent abstürzte. Auch für die Medien gibt es kaum Lob: Ihnen schenken lediglich 22 Prozent der Menschen in Deutschland Glauben – fast eine Halbierung im Vergleich zu 2021. Die Bundesregierung trifft es beinahe ebenso hart: Nur noch 28 Prozent sehen sie als vertrauenswürdig an, nach verheerenden 23 Prozent im Vorjahr ist das immerhin ein Mini-Aufschwung. Der Bundestag bleibt bei 36 Prozent Vertrauen hängen, Parteien landen gerade einmal bei 17 Prozent – die Konkurrenz zur berühmt-berüchtigten Steuererklärung bleibt also gering. Was übrigens viele überraschen dürfte: Das Bundesverfassungsgericht gilt zwar noch immer als Flaggschiff des Vertrauens, wirklich interessieren für seine Arbeit tun sich die wenigsten. Gerade mal 23 Prozent verfolgen die Entscheidungen der Richterinnen und Richter, und beim Streit um die gescheiterte Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zum Verfassungsgericht nur 14 Prozent. Die Einschätzung zur Richterwahl durch Politiker schwankt: Nur ein Fünftel findet das Verfahren richtig. Und vielleicht eine Prise Alltagsübermut? Fast jede und jeder Zweite meint, selbst bessere Entscheidungen als amtierende Politiker oder Richter treffen zu können. Auch so kann man gesellschaftlichen Wandel beschreiben: In Zahlen und mit einem Quäntchen Selbsteinschätzung, das irgendwo zwischen Überheblichkeit und berechtigtem Misstrauen liegt. Übrigens, die Befragung wurde zwischen dem 22. November und dem 4. Dezember unter 1.029 Menschen durchgeführt – also, ein Querschnitt, der Fragen aufwirft, aber keine schnellen Antworten gibt.

Der allgemeine Trend hin zu schwindendem Vertrauen in staatliche und gesellschaftliche Institutionen hält an, wie neueste Umfragen eindrucksvoll belegen. Gerade das Bundesverfassungsgericht genießt zwar noch vergleichsweise hohen Rückhalt, doch auch hier bröckelt die Zustimmung. Bemerkenswert ist, dass der Vertrauensverlust oft mit mangelndem Interesse und Wissen über die Arbeit der Institutionen einhergeht – ein Phänomen, das viele Experten inzwischen als gefährliche Mischung für die demokratische Kultur deuten. Neuere Berichte der 'Süddeutschen Zeitung' und 'Zeit Online' heben hervor, dass insbesondere jüngere Menschen und sozial Benachteiligte das Gefühl haben, die Politik kümmere sich nicht um ihre Anliegen, was wiederum Protestpotenziale und die Suche nach „Alternativen“ fördert. Gleichzeitig thematisieren Medien wie 'taz' und 'Spiegel', dass die Ablehnung politischer und medialer Eliten nicht selten mit Verdrossenheit und Rückzug einhergeht. Gerade im Hinblick auf den Superwahljahr 2024 warnen zahlreiche Kommentatoren, dass verlorenes Vertrauen nur schwer zurückzugewinnen sei und umfassende Transparenzoffensiven sowie echte Bürgerbeteiligung immer dringlicher werden.

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