Wirtschaftsexperten warnen vor Aufweichung des Verbrenner-Banns

Die geplante Lockerung des Verbots für neue Autos mit Benzin- und Dieselmotoren in der EU stößt bei namhaften Ökonomen auf deutliche Ablehnung.

heute 00:03 Uhr | 38 mal gelesen

Hart gesagt: Kaum einer der renommierten Wirtschaftsfachleute findet Gefallen an der Idee, beim Aus für Verbrennungsmotoren zurückzurudern. Monika Schnitzer, Chefin der sogenannten Wirtschaftsweisen, bringt es gegenüber der Süddeutschen ziemlich direkt auf den Punkt: Eine spätere Abschaffung des Verbrenners rettet dem Industriestandort keine Jobs – im Gegenteil. Sie zieht sogar einen kuriosen Vergleich: Wer heute auf Tastenhandys setzt, hat den Zug verpasst, so ähnlich sieht sie das mit Benzinern und Dieseln. Schon seit längerer Zeit zeichnete sich in Brüssel ab, dass das flächendeckende Verbot wackelt – politischer Gegenwind vor allem aus Deutschland hatte eine Rolle gespielt. Gibt es jetzt scheinbar Vorteile für deutsche Hersteller? Schnitzer winkt ab: Vielleicht kurzfristig, auf längere Sicht bleibt es ein Trugschluss. Die Industrie hat längst Geld und Herzblut in neue Technologien gesteckt, was einen Richtungswechsel laut Schnitzer nur noch widersprüchlicher macht. Andere Stimmen – Thomas Puls (IW), Sebastian Dullien (IMK), Anita Wölfl (ifo) – sind ebenfalls alles andere als begeistert. Für Puls ist das Theater sowieso Symbolpolitik: Elektroautos und Hybride laufen den klassischen Motoren bis 2035 ohnehin den Rang ab. Dullien hingegen meint, das Kernproblem sei weniger der Ausstieg, sondern der fehlende Vorsprung bei Batteriezellen und zukunftsfesten Innovationen. Letztlich bleibt der Verdacht bestehen, dass so manche Manager lieber schnelle Gewinne einfahren, als strategisch für Jahrzehnte zu denken. Jahrzehntelang auf zwei Hochzeiten zu tanzen – mit Verbrennern und E-Antrieb – sei ein Auslaufmodell, sagt Wölfl noch. Wer jetzt noch auf den alten Motor setzt, steuert laut ihr schlicht ins Leere; neue Entwicklungslinien in diesen Bereich würden praktisch nicht mehr geschaffen.

Führende Wirtschaftsökonomen sehen die geplante Aufweichung des EU-Verbrenner-Verbots 2035 kritisch bis besorgt: Es gäbe keine nachhaltigen Vorteile für deutsche Hersteller oder Beschäftigte, im Gegenteil – die Gefahr von Investitionsunsicherheiten steige. Innovation und Investitionen konzentrierten sich längst auf den Elektrobereich, wo der Rückstand deutscher Firmen – besonders bei Batterietechnologie – drängend ist. Aus aktuellellen Analysen und Berichten verschiedener Wirtschaftsmagazine und Branchenportale wird deutlich, dass die Diskussion um das Verbrenner-Aus zunehmend zur politischen Symbolfrage geworden ist und weniger durch reale Marktentwicklungen getragen wird. Laut Recherchen (Stand Juni 2024) gilt: Die EU diskutiert nach wie vor ein mögliches Abschwächen oder Verschieben des Verbrenner-Verbots, teils auch unter Rücksicht auf die Ergebnisse der Europawahl und dem veränderten politischen Klima. Während Konzerne wie Volkswagen und Mercedes ihre Investitionen weiter entschlossen auf E-Mobilität fokussieren, beobachten Wirtschaftsexperten einen gewissen Vertrauensverlust in verbindliche politische Rahmenbedingungen, was als Gefahr für Planbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit eingeschätzt wird. Zusätzlich mehren sich Stimmen aus Wissenschaft und Gewerbe, dass die weitreichenden Klima- und Transformationsziele ohne raschen Technologiewechsel kaum zu erreichen sein werden – die Debatte bleibt also nicht nur ökonomisch, sondern auch gesellschaftlich hochbrisant.

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