Alarm am Welt-Aids-Tag: Warnsignal gegen das Comeback von Aids

Berlin – Am diesjährigen Welt-Aids-Tag schrillen die Alarmglocken: Engagierte aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft fordern schnelles, entschlossenes Handeln – bevor bereits erreichte Erfolge wieder zunichte gemacht werden.

heute 08:26 Uhr | 12 mal gelesen

Wer heute noch glaubt, die Bedrohung durch Aids sei längst ein Schatten der Vergangenheit, irrt gewaltig. Mit einem lauten Ausrufezeichen melden sich am Welt-Aids-Tag zahllose Aktivistinnen und Aktivisten, darunter prominente Stimmen wie Nobelpreisträgerin Françoise Barré-Sinoussi, Ex-Gesundheitsministerin Rita Süssmuth oder Berlins früherer Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, zu Wort. Auch Vertreter bekannter Organisationen wie Deutsche AIDS-Gesellschaft und Plan International blasen gemeinsam ins Horn: Der internationale Kampf gegen HIV steht auf der Kippe. Sven Warminsky von der Deutschen Aidshilfe bringt den Ernst der Lage ziemlich nüchtern auf den Punkt: "Wir können die Seuche beenden – oder zulassen, dass sie zurückkommt und Millionenleben fordert. Die Zeichen stehen auf Sturm." Der Grund für die neue Dringlichkeit ist offensichtlich: Drastische Sparmaßnahmen führender Geldgeber wie den USA, aber auch Deutschlands Sparpläne, drohen, die aufwändig aufgebauten Strukturen für Prävention und Therapie weltweit einzureißen. Wenn das passiert, warnt Warminsky, würde all das Leid zurückkehren, das man fast schon überwunden hatte. Therapieabbrüche, steigende Infektionszahlen, und verzweifelte Angehörige – das alles droht wieder Realität zu werden, wenn nicht rasch gegengesteuert wird. Passend dazu setzt die diesjährige Kampagne "Gemeinsam. Gerade jetzt." auf drastische Motive: Plakate zeigen Menschen in Not, Slogans wie "Stell dir vor, du stirbst an einer behandelbaren Krankheit" schockieren – und sollen wachrütteln. Im Netz wurde dazu ein Animationsclip namens "Stoppt den Domino-Effekt!" veröffentlicht, der die gefährlichen Kettenreaktionen der Kürzungen bildlich darstellt. Seit 1988 erinnert der Welt-Aids-Tag an die Opfer von Aids und will Solidarität mit allen zeigen, die mit HIV leben müssen. Aber vielleicht ist 2024 der Moment, an dem aus der Gedenkminute ein Weckruf wird: Aufgeben ist keine Option.

Weltweit stehen Millionen HIV-Betroffene erneut unter Druck: Heftig kritisierte Mittelkürzungen, besonders aus den USA, bedrohen Therapie- und Präventionsprogramme – trotz der bisherigen Fortschritte. Fachorganisationen und Unterstützer, darunter prominente Namen aus Wissenschaft und Gesellschaft, fordern eine deutliche Wende in der Politik, damit nicht jahrelange Erfolge verloren gehen und eine echte Aids-Katastrophe droht. Zuletzt zeigten sich in mehreren Ländern bereits wieder steigende Infektionsraten – Experten warnen, ohne Finanzspritzen und internationale Solidarität werde das Ziel, Aids bis 2030 zu beenden, unerreichbar. Laut der Deutschen Welle steigt weltweit die Sorge, denn durch den Ukraine-Krieg und die Pandemie wurde die internationale Unterstützung für HIV-Programme vielerorts stark eingeschränkt. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass auch in Deutschland die Stimmung kippt: Die Finanzierungslage ist angespannt, und zahlreiche Beratungsstellen für Menschen mit HIV kämpfen mit wachsenden Sorgen und Personalnot. Auf Zeit Online wird hervorgehoben, dass neue Stigmatisierungen nicht gestoppt werden, solange die Versorgung weltweit ins Stocken gerät – besonders im globalen Süden stehen Menschen am Rand der Versorgungslücke.

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